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Gedichte über Natur - Seite 854


Der Regen bringt es an den Tag, was ich am Leben so sehr mag.

Es war einmal ein Regenwurm,
der baute sich 'nen Regenturm.
Man sah ihn darin hocken,
denn darin war es trocken.

Da kam 'ne Amsel angehüpft,
das Dach des Turms kurz angelüpft.
Was machst Du in dem Regenturm?
Mach zu das Dach, es kommt 'nen Sturm!

Die Amsel meint, Du spinnst ja wohl!
Denkst Du vielleicht, ich bin so hohl?
Ich wett' mit Dir um all' mein Geld,
dass hier heut' nicht ein Tropfen fällt.

Der Wurm schlägt ein und meint dazu,
falls ich gewinn' lass uns in Ruh'.
Frisst uns nicht auf, kein einz'ges Stück,
fliegst flugs davon, kommst nie zurück.

Die Amsel lacht, okay, mein Freund,
doch hab ich Glück, wird aufgeräumt.
Ich fress' mich durch die Grünanlage,
das wird ein Spaß, ein Festgelage.

Kein Wölkchen kreuzt das Firmament,
die Amsel meint, nicht rumgeflennt.
Wo soll's denn regnen, wo denn nur?
Der Wurm, er guckt ganz kurz zur Uhr.

Ganz plötzlich aus dem Boden schießt,
sich Wasser quer im Strahl ergießt.
Das Nass, es peitscht im Kreis herum,
die Amsel zuckt und guckt sehr dumm.

Der Wurm im Turm er lacht vor Wonne,
ach Amsel, guck' nicht nur zur Sonne,
denn auch der Mensch beherrscht den Regen,
für Garten, Baum und Gras ein Segen.

Der Regen endet, wie begonnen,
tja, Vogelvieh, ich hab' gewonnen.
Die Amsel nickt und fliegt empor,
die Würmer singen wie im Chor.

Ein Wurm, der mag ein Winzling sein,
nicht von Verstand, da er sehr klein.
Doch grad' die Kleinen zeigen uns,
Bescheidenheit ist eine Kunst.
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Die wahre Schönheit unter Blinden, die wirst Du nur im Herzen finden.

Es war einmal ein eitler Pfau,
der schritt herum und wusst' genau,
sein strahlend-schönes Festgewand,
ihn stets mit Glanz und Ruhm verband.

Sich niemand ihm entgegen stellte,
es war der Stolz, die Brust ihm schwellte.
Die Eitelkeit war seine Zier,
für ihn war er das schönste Tier.

Da traf er auf ein Affenkind,
und rief empört: ja, bist Du blind!
Ich bin der schönste Vogel hier,
drum' hau hier ab, ich sonst krepier!

Dein Anblick ist voll Übelkeit,
es macht sich Ärger in mir breit.
Du hässlich' kleines dummes Wesen,
ich scheuch' Dich fort und hol 'nen Besen!

Das Affenkind erschrak ganz doll,
die Äuglein nass, von Tränen voll.
Es zitterte am ganzen Leib,
und flüsterte: es tut mir leid.

Der Pfau er zischte und er fauchte,
er immer lauter wurd', das Kind anstauchte.
Wer hat Dich in die Welt gesetzt,
Du hässlich bist, ich bin entsetzt.

Du bist ein kleiner mieser Wicht,
bist doch nichts wert, Du bringst es nicht.
Der Pfau erhob die Krallen scharf,
ich bin des Ekels böse Straf'.

Das Kind es wimmert, macht sich klein,
ich bin ein Aff' und will nur heim.
Hab' nie was Böses je getan,
oh Mama hilf', wo ist dein Arm?

Da fliegt ein Schatten flugs herbei,
und reisst den Pfau in Teil' entzwei.
Ein Marabu zum Kind sich stellt,
es in den Arm nimmt und es hält.

Hab' keine Angst, mein kleiner Freund,
mit Eitelkeit wird stets hier aufgeräumt.
Kein Pfau macht hier nochmal Rabatz,
Du bist für mich ein süßer Schatz.

Ich seh' Dein Herz, es pocht im Takt,
Du hast kein Fell, bist noch fast nackt.
Doch Deine Seele strahlt so hell,
viel heller als ein dummes Fell.

Die Oberfläch', die macht uns bunt,
doch tu' ich's gerne allen kund:
Der Schein nach Außen trügt sehr oft,
es naht das Bös', ganz unverhofft.

Lass' Dich nicht blenden von der Zier,
im Dunklen lauert nur die Gier.
Die Schönheit liegt oft tief in Dir,
drum' strahle heller: Du bist Wir.
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