Der Mensch in seinem Lebenszwang
unterliegt auch dem Bewegungsdrang.
Kaum fällt der erste Schnee in Flocken,
suchen Kinder ihre warmen Socken,
holen Stiefel oder hohe Schuhe
symbolisch aus der Winterruhe.
Mützen auf und Handschuhe an,
denn es kommt der Schlitten dran.
Vorsicht mit den rostigen Kufen
auf den hellen Treppenstufen.
Ob alter Riese oder junger Zwerg,
jeder sucht sich seinen Rodelberg.
Den Jüngsten reicht der Baukieshaufen,
die Älteren bis zum Schloßberg laufen.
Erregt eine Strecke besonderen Wahn,
dann nennt man sie die Todesbahn.
Der Fahrtwind und der feine Schnee,
täten bei dem Tempo weh.
Und bei der Schanze an der Gruft
flöge man weit durch die Luft.
Abends zum elterlichen Entrüsten
kann man sich dann damit brüsten.
Was juckt uns eine blasse Nase,
uns stört nur die schwache Blase.
Meist gibt es dicke Bäume, kleine Mauern,
wo Jungen stehen und Mädchen kauern.
Nur schnell, schnell, der Schlitten wartet
und sofort wird neu gestartet.
Vor dem Schubs ertönt der Schrei:
„Füße hoch, Bahn frei!“
23.01.2016 © Wolf-Rüdiger Guthmann