Gedichte über Musik - Seite 65

Die Aufführung

Musikhochschulen haben ihre eigenen Rituale:
Da werden sorgfältig alle Stühle gerückt
Im großen und festlich geschmückten Saale,
Der nun auch mit den Notenständern bestückt.

Unter Applaus treten sie dann strahlend ein,
Junge Künstler, elegante Herren und Damen:
So jung und so schlank dürfen sie auch sein,
Füllen ganz aus diesen festlichen Rahmen.

Noch recht zaghaft, dann, die ersten Töne,
Bevor ihre Melodiekunst den Raum erfüllt
Und man nur hört das aufbauende Schöne,
Gefangen von der Atmosphäre, seelengestillt.

Das Publikum, es hört sehr andächtig hin,
Mancher hat sogar seine Enkelin dort dabei.
So ist ihnen der Abend ein doppelter Gewinn,
Damit wieder einmal der Musikabend sei.

Und nach dem Applaus, nach Aufführungsende
Persönliche Umarmungen und viel Lobesworte.
Natürlich gibt’s wie immer die großzügige Spende,
Von Oma die Einladung zu Kaffee, Croissant und Torte.


©Hans Hartmut Karg
2024

*

Selbstgespräch einer Klavierschülerin
- Fiktion -

"Warum check ich es immer noch nicht,
hab ich vielleicht eine falsche Sicht
auf die Klavierakkord - Übersicht
beim Üben im Klavierunterricht,
oder nen Knick in der Pupille,
wo ist meine Beruhigungspille?"

"Akkorde und deren Umkehrung
machen mir trotz aller Belehrung
zu schaffen -ich hab Schwierigkeiten
die Melodien zu begleiten
mit Akkorden - muss früh einschreiten
mich zu stoppen, neue Einheiten
sollen mir Erfolge versprechen,
leider wird da gleich widersprechen
Fehlerteufel auf Teufel komm raus,
verdammt, ich weiß weder ein noch aus."

"Wie halt ich die Reihenfolge ein,
damit die Akkorde klingen rein?
Ich krieg meine Finger nicht sortiert,
der nächste Fehler ist gleich passiert,
auch beim langsamen Akkordwechsel
ich die Töne erneut "zerhäcksel".....


"Ja, das Leben ist kein Wunschkonzert!"