Gedichte über Musik - Seite 30

Alle Flöten sind verbrannt
Die Töne bleiben aus
Täter werden nicht genannt
Es kommt meist doch heraus

Herzen schreien stumm im Raum
Gefühle liegen brach
Das Gewissen quält Dich kaum
Die Welt scheint wie im Schach

Alte Lieder brüllt man nun
Die Stimmen grau verraucht
Niemand weiß, was ist zu tun
Das Holz ist schon verbraucht

Der andre Sänger bleibt noch aus
Caruso spring uns bei
Nirgendwo hört er Applaus
Drum klatschen wir ihn frei

Und das Flötenholz wächst neu
Der Sänger hat Gewicht
Er verliert jetzt jede Scheu
Und bringt die Zuversicht


© ANTOSCH

Kaum vernehmlich fallen Tropfen
Einem feinen Schleier gleich
Auf die Fensterscheibe klopfend
Wie bei einem Bubenstreich.

Schwer mit Regenlast beladen
Ziehen vor dir Wolken auf,
die vom Himmel sich entladen
und die Sicht undurchdringlich macht.

Schnee vermischt sich ins Geschehen,
Blitze zucken überall
Und mit dem Gewittergrollen
Blasen Winde kreuz und quer.

Und mit einem Mal wird´s stille
Tropfen rinnen sanft beruhigt
Wie so kleine Wettertränen
längs der Fensterbank herunter.

Sanft erklingt in deinen Ohren
Schwerelos Chopin´s Musik,
wie in Des Dur Töne perlen
und das „as“ tropfend erklingt.

Tropf- tropf-tropf-tropf





SDR

Ich gebe ein Konzert für dich.
Es soll das allerschönste sein!
So richtig laut und feierlich!
Auch mein Ensemble stimmt mit ein!

Ich schwing den Stock
und geb' den Ton an.
Der Chor im himmelblauem Rock,
der singt für dich geschlossen wie ein Mann

Da tritt Herr Ziegenbock hervor.
Er kann nicht meckern und nicht springen!
Er ist das größte Ass im Chor!
Er wird die erste Arie singen!

Er singt die Arie "An den Mond"
so himmlisch schön
und sehr betont!
Da ist kein trocknes Auge mehr zu sehn!

Dann kommt Frau Zickig, halb verschlafen.
Die trägt das Gold in ihrer Kehle
und trällert über drei Oktaven,
erobert eines jeden Seele!

Herr Schafbock singt noch den Tenor!
Er singt, bis seine Kraft versiegt,
da reißt es alle Frau'n empor!
Ein Meer von heißen Küssen fliegt!

Aus rauen Männerstimmen klingt
das schönste Liebeslied für dich!
Ein Wunsch in seinen Strophen schwingt:
"Komm heut' zu mir! Ich freue mich!"

Von Mozart lerne ich

Von Mozart lerne ich die zarten Klänge,
Die Fähigkeit zu unverstellter Wärme –
Ganz ohne Revolution, nur durch Musik,
Höre bei ihm die himmlischen Gesänge,
So dass ich für ihn immer schwärme,
Denn er verwirft uns jeden dummen Krieg.

Von ihm lerne ich auch:
Man muss im Leben oft umziehen,
Um neue Ufer zu erreichen,
Vergessen manchen frühen Brauch
Und in die ferne Fremde ziehen,
Zu stellen eig'ne Lebensweichen.

Doch ist es automatisch gar nicht so,
Dass man einfach nur flieht und geht,
Um sich in Fremdem neu zu finden.
Selbst wenn man schläft auf Stroh:
Weiß der Umzieher, wo er steht?
Kann er sich Heiterkeit verkünden?

Wer viel umzieht, macht sich das Fremde gern zu eigen,
Denn er will endlich dort einheimisch werden,
Sich einbinden, um sich selbst zu finden.
Nur so kann sich die Welt ihm anders zeigen,
Weil sich die Reisesehnsüchte längst mehrten
Und Heimatlosigkeit sie wohl auch überwinden...


©Hans Hartmut Karg
2020

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