Gedichte über den Menschen - Seite 255

Du bist meine Schwester, wir sind geboren
So unschuldig, in größter Abhängigkeit
Es gab Zeiten, da waren wir Freunde
Und Zeiten, in denen ich so fies war
Jede Nacht hab ich dich gefragt,
Ob du auf mich aufpasst, während ich einschlafe
Ich hatte solche Angst vor der Nacht
Du schienst durch all das zu gehen,
Was ich so gefürchtet habe
Du hast so sanft in meiner Welt gelebt
Geschützt nur durch die Güte deiner Natur.

Wir fühlten uns da so verschieden
Und so ähnlich über die Jahre
Die Art, wie wir lachen
Die Art, wie wir mit Schmerz umgehen
So viele Erinnerungen
Aber es gibt nichts, was uns das Erinnern bringen könnte
Gesichter und Welten, die niemand jemals kennen wird.

Du bist meine Schwester
Und ich liebe dich
Ich hoffe, dass all deine Träume wahr werden
Das möcht ich für dich
Dass sie alle wahr werden.

Mein Gesicht ist etwas kalkig,
wechselhaft heiter bis wolkig,
sicher ist, es ist einmalig,
ändern kann ich es blitzartig.

Will man es zum Strahlen bringen,
muss man dafür nicht mal singen,
mit Humor und schönen Dingen,
wird es schon im Nu gelingen.

Sollte es jedoch mal scheitern,
muss das Spektrum man verbreitern,
seinen Horizont erweitern,
mein Gesicht mit List erheitern.

Sehr grimmig kann mein Antlitz sein,
wenn man auch denkt, es trügt der Schein,
es ist dann weiß wie Elfenbein,
genau so hart wie Feuerstein.

Manchmal ist es wankelmütig,
schwankt zwischen bös und gütig,
doch meistens blickt es gutmütig,
ich gesteh es hier – freimütig.

Kinder machen sich nie Sorgen,
sie nehmen alles völlig leicht,
denken heute nicht an morgen,
weil der Verstand einfach nicht reicht.

Kinder dürfen ständig spielen,
toben wild und ungezwungen,
nicht nach Etikette schielen,
nicht beachten böse Zungen.

Kinder glauben an das Gute,
von den Eltern wird´s beschert,
Jahre lang, jede Minute,
wird das Böse abgewehrt.

Kinderzeit geht schnell vorüber,
Erwachsenwerden dann beginnt,
Sonnentage werden trüber,
stete Geborgenheit verrinnt.

Kinder geh´n zum Traualtar,
das ist die Zeit der großen Wende,
bald toben Kinder vor dem Paar,
es ist ein Kreislauf ohne Ende.