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Gedichte über den Menschen - Seite 211


Niemand kann mehr die Augen verschließen (Die gestohlene Kindheit)

Sie werden wohl schon längst
in Vergessenheit geraten sein
die seit Geburt
in Angst getauften Erdenkinder
Lebenslänglich blieben ihre zarten
Hände heimatlos und unberührt

Sie überlebten beinahe
das kaltherzige Echo geschwärzter Jahre
Sie kennen die Dunkelziffer
der kleingeredeten Alltagstode
schmerzforderndender Teufelskreise
vor denen sich Frohsinnssaugen
nur zu gern verschließen

Hinter vergitterten Türen gestaut
die gebläuten Nächte
ins fluchende Wörtereis umgelegt
die entehrten Blutwege
am Herz vorbeigeeilter Zucht
Erbarmungslos
das zu Ende Geführte

Was blieb
Wolkenberge und Trockenmeere
erfüllt von Tränen

Die verwunschenen Traumbilder
hatten sie liebesverrückt aber blindlings
in den Sehnsuchtslabyrinthen
zu Grabe getragen
Zertreten und verstreut liegen sie
zwischen Schutzpatron und Schneckenhäuser
im Steinbruch gesammelter Leere
Auf den Gedenktafeln steht:
"Beraubte Seelen
arm wie Flughunde
ihres Flügelschlags entrissen!

Nichts
aber auch gar nix
kann je diese Lücken füllen
Weder die Liebe der Göttinnen
keine Heilkraft der Welten
noch das Wort der gutgemeinten Vergebung

Aber wehe dem
der die Blumen der heiligen Kindheit
vom Grabe stiehlt



© Marcel Strömer
(Magdeburg, den 03.08.2017)

Alle Rechte vorbehalten, besonders das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung, sowie Übersetzung. Kein Teil des Textes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder verarbeitet werden!
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