Gedichte über die Meinung (Seite 32)

Verbale Geschmeidigkeit

Wie gut wir diese kennen!
Und doch ist sie Verlogenheit,
weil wir uns nicht bekennen -
Ein Trug, diese Verbogenheit.

Sagen wir, was wir denken,
stehn schnell wir überall allein -
Drum wörtlich wir das lenken,
was für uns ‚ist‘, und für euch Schein.

Normal

Ich hab' immer nach dir gesucht,
Jagte dich,
Doch ich fand' nichts

Heute habe ich dich
Doch finden kann man dich nicht
Ich weiß,
Dich gibt es nicht.

Nichts ist normal,
Niemand ist normal.
Und doch kann es jeder sein.

Albtraum

Ein Albtraum ist die Presse!
Sie kommt nicht aus der Haut.
Hat eine große Fresse!
Mit Affenliebe aufgebaut.

Sie kann ja nur noch schreiben,
Was jemand schon gesagt.
Die Faulheit darf nun bleiben.
Am Fleiß wird nur genagt.

Recherche ist nicht wichtig.
Wir brauchen kein Gehirn.
Wir quasseln weiter tüchtig,
Den Seemannsgarn und Zwirn.

Was stimmen muß sind Gelder
Von Staat, Partei, Vertrag.
Der Kopf wird immer kälter,
Mit jedem Arbeitstag.

Dann kommt zum Glück die Schwere,
Die drückt schön auf's Gemüt.
Die Presse schreibt das Leere,
Damit kein Hintern glüht.

Gedichte über die Meinung - Seite 32

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