Einst las ich im Gartenjahresbericht:
„Vergesst nur die Tomate nicht!“
Die Tomate kann man je nach Willen
kochen, backen, braten, grillen.
Sie lässt sich mit Gehacktem füllen,
um viele Mäuler so zu stillen.
Man kann sie züchten, pflanzen, von Geizen befreien,
stundenlang kochen und durch Tücher seihen.
Sie lässt sich sammeln, sortieren und vermessen,
man kann sie aber auch einfach essen.
Sie kleckert sofort auf Blusen und Hemden,
nicht nur bei Kindern und Fremden.
Man kann sie lutschen und beißen,
behutsam stapeln oder gewaltsam schmeißen.
Regisseure und Stuntman sie machten
zu Granaten in blutigen Schlachten.
Ich kaufte mir davon erst mal ein Pfund
und ging der Tomate rasch auf den Grund.
Zuerst habe ich heißes Wasser bemüht
und die rohe Frucht kurz abgebrüht.
Dann habe ich mich geduldig hingestellt
und die feste Haut ringsum abgepellt.
Mit unserem wertvollen Plastebesteck
entleerte ich das Fruchthaus sehr keck.
Ich fand dabei viele große Stuben,
die Körner waren die Mädchen und Buben.
Ich habe alle gesäubert und ausgewählt,
in Reihe gelegt und sie erst mal gezählt.
Diese Zahlen aber schreibe ich hier nicht,
sie unterliegen der Geheimhaltungspflicht.
Die europäische Tomatenfraktion
macht sonst wieder eine Staatsaktion.
Nun wurde das leere Haus inspiziert,
um einen Mittelpunkt war alles montiert.
Die Wände ließen sich nur zerlegen
mit der Messer scharfen Sägen.
Ich dachte dabei an die Wohnungen,
deren Abriss schon irgendwo gelungen.
Die Analogie verdarb mir den Appetit
und ich warf in den Müll den Schiet.
27.09.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann