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Gedichte über Lustiges - Seite 210


Das verkehrte Gedicht

Gestern las ich ein Gedicht,
das hatte nur vier Zeilen.
Ich verstand es leider nicht,
drum musste ich verweilen.

Es war bestimmt ne tolle Sache,
das lehrt mich die Erfahrung.
Leider nicht in deutscher Sprache,
merkte ich als Offenbarung.

Erst habe ich mich nicht getraut,
der Hund sah mich so seltsam an,
doch dann las ich die Zeilen laut,
vielleicht erkenne ich es dann.

Erst klang es holländisch-flämisch,
dann wieder estnisch-lettisch
oder bulgarisch-rumänisch.
Schließlich sogar portugiesisch.

Bei Polnisch würde es mehr zischen,
italienisch nach Amore klingen.
Da tat mich die Idee erwischen,
vielleicht ist es was zum Singen.

Als Melodie wählte ich ganz zart,
nicht eine Arie oder Schlager.
Den Marsch von des Kaisers Bart
schmetterte ich durchs Lager.

Ob es vielleicht Esperanto ist,
die schöne Welthilfssache,
deren Vokabeln man nicht vergisst,
befasst man sich mit der Sprache.

Doch auch das ergab keinen Sinn,
das Übersetzen wollte nicht passen.
Da stieg ich schnell bei Google ein,
um es übersetzen zu lassen.

Sie druckten jede Variante aus,
der Stapel wuchs rasch an.
Ich riss alle Stecker raus,
und holte die Enigma dann.

Doch trotz „Scrypt“-Passwort
wurde es kein lesbares Gedicht.
Da verließ ich eilig diesen Ort
das versteht die Welt doch nicht.

Oder ist es Stenografie sogar,
hörte ich mich fragen,
das wäre einfach wunderbar,
ich muss den Lehrer fragen.

Der sah mich lachend an:
„Du bist wohl immer Streber gewesen,“
ich hörte völlig ratlos dann:
„So Etwas muss man von hinten lesen.“

11.03.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Handy-Men

Ich war so etwa Anfang Siebzig,
als die Gelegenheit ergab sich,
nach Niederringen von Bedenken,
mir selbst ein Handy-Set zu schenken.

Schon lange meine Enkeln lästern:
Mein Neuzeit-Stand sei noch von gestern.
Die Schmähkritik hat unvermittelt
den Ehrgeiz in mir wachgerüttelt.

Ich eilte deshalb im Galopp
zum nächst gelegenen Media-Shop,
um - eh die Kaufgelüste sterben -
ein Prepaid-Handy zu erwerben.

Daheim warf ich mich mit Elan
neugierig an die Technik ran.
Dabei hat mich, flach ausgebreitet,
ein Benutzerhandbuch stumm begleitet.

Nach einer Stunde Studienzeit
war`s mit dem Handling dann soweit.
Bald musste ich schockiert erkennen,
was Theorie und Praxis trennen:

Der Geist will dies, der Körper das, - - -
Frust baut sich auf im Übermaß,
wenn viel zu große Fingerkuppen
ziellos kleine Tasten schrubben.

Beim Feinjustieren von "Optionen"
lande ich in "Weltzeitzonen",
und als ich drückte "Korrektur"
blinkte auf das Icon "Uhr".

Drauf ließ ich mich bei "Klingeltönen"
minutenlang vom "Sound" verwöhnen,
um mich dann schließlich zu entscheiden
für den "Paukenschlag" von Haydn.

Entsprechend einem Master Plan
legte ich nun"Listen" an.
Mühsam ist`s von allen Sippen
"Adressen-Daten" einzutippen.

Versackt in Schnickschnack-Quälerei
ging so die ganze Nacht vorbei.
Endlich geschafft: Kurz vor halb Sieben
war der letzte Text geschrieben.

Ausgelaugt und schlafestrunken
war ich im Display-Meer versunken.
Gejagt von Vor- und Rückwärts-Pfeilen
musste ich mich fix beeilen,
um nach visuellem Schwinden
den Status "Speichern" neu zu finden.

Danach hab ich mich ganz ohne Hast
mit weiteren "Details" befasst.

Ich zappte hin und zippte her - - -
und plötzlich war der Akku leer.
Vorbei war meine Technik-Kür - - -
und dankte innigst Gott dafür.

Nach langer Zeit, so gegen Zehn,
war ich nun auch ein Handy-Men.
Stolz und zufrieden stellt ich fest:
Ich kann es auch, wenn man mich lässt!

Damals hatt ich die Schnauze voll,
doch heute find ich Handys toll.
Trotz meines Alters (Ende Siebzig):
Ich und mein Handy, ja das liebt sich!

Getreu dem Spruch "Wer will, der kann"
schaff ich mir jetzt ein Smartphone an.
Das ist ein High-Tec-Suchtgerät,
mit Touch-Funktion und Internet.

Auch das wird eine mords Geschichte,
worüber ich demnächst berichte.
Es ist phantastisch, geil und schön,
wenn man entert: "Yes I can!!!"


(© Friedrich Graf)
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