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Gedichte über Lustiges - Seite 139


Das Aufsatzgedicht

In der Schule, möchte ich berichten,
schreibt als Aufsatz man Geschichten.
Meist nach der langen Ferienzeit
ist das schönste Erlebnis so weit.
Da wird geschwindelt und gelogen,
so mancher Stab zur Spirale gebogen.
Nur das was uns wichtig geblieben
wird geflissentlich verschwiegen.

Unser Lehrer war auch mal jung
und schwelgte in der Erinnerung.
Deshalb verlangte er als Ferienbericht
ein schönes lyrisches Aufsatzgedicht.
Der Duden enthalte so viele Worte,
die jeder nutzen dürfe hier am Orte.
Die Ferien dauerten mindestens 6 Wochen,
da müsse doch unsere Seele überkochen.

Jedem legte er zwei Bogen Papier vor
und 2 Bleistifte von KOH-I-NOR.
Egal, ob in Hose oder Kleid
jeder künftige Poet hatte zwei Stunden Zeit.
Die Stechuhr lief Tick, Tack, Tick, Tack
doch die Gedanken im Zick-Zack.
Welches Thema man nur nähme,
damit man später sich nicht schäme.

Die Jungen erst am Bleistift kauten
und sich dann an erste Zeilen trauten.
Die Mädels mussten leise tuscheln
und erinnerten sich an Kuscheln.
Als der Lehrer in die Runde sah,
war jedem Schüler eine Geschichte nah.
Doch selbst der längste Bericht
ist noch lange kein Gedicht.

Man hörte viele Lippen reimen
und dazu neue Worte keimen.
Was reimt sich auf Dampferfahrt,
der Lehrer griff sich an den Bart.
Überhaupt die vielen Urlaubsorte,
und im Duden keine passenden Worte.
Es half beim Nachbarn kein Betteln
und kein heimlicher Tausch von Zetteln.

Die Bleistifte glühten um die Wette
und keiner musste auf die Toilette.
Doch plötzlich hieß es ohne Geschrei:
„Bleistifte weg, es ist vorbei!“
Die Blätter wurden eingesammelt,
vom Lehrer im Safe verrammelt.
Schließlich sind Originale dies
der künftigen Dichtergenies.

Nach einer Lesezeit von über 2 Wochen
hat der Lehrer mit uns darüber gesprochen.
Er lobte und kritisierte, gab manchen Rat,
und nur gute Zensuren, in der Tat.
Die Originale werden bei der Bank aufbewahrt
und erst geholt vor der Klassentreffenfahrt.
Darum werden wir erst in 10 Jahren
den Wert unserer Kunstwerke erfahren.

04.10.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Der Rückblick

SLiebe Leser, liebe Leute,
ob Junggeselle oder Meute,
neuerdings ist er ganz chic,
der Weihnachtsjahresendrückblick.

Ob nun Brauch oder Tradition,
wer von uns weiß das schon.
Drum will ich ohne zu klagen
mich an diese Geschichte wagen.

Wie immer das vergangene Jahr
von Neujahr bis Silvester war.
Kein Tag wurde dabei ausgelassen
und man konnte keinen neuen fassen.

Zwei Nächte hat die Bahn geschlendert,
bis man jede Uhr geändert.
Nur die Atomuhr bei Hanau
ging auf das Tausendstel genau.

Die Sonne ging am Morgen auf,
und ein Halbkreis war ihr Lauf.
Abends ging sie meistens unter,
machte schnell den Mond noch munter.

Der Beamte hat wie stets geschwitzt,
wenn er den Bleistift angespitzt.
Die Mathe-Prüfung lief wie geschmiert,
das 1 mal 1 war schließlich tätowiert.

Den Grünen war die Armee zu laut,
drum wurde sie im Ausland aufgebaut.
Im Gegenzug nach Deutschland rannten
fast 1 Million an Asylanten.

Poeten, Dichter, Schreiberlinge
schrieben über 1000 kleine Dinge.
Denn was wichtig war gewesen,
konnte man in der Zeitung lesen.

Durch Sonne, Wärme, heiße Luft
ist der Sommer glatt verpufft.
Viele sind zu spät gerannt,
zwecks Creme gegen Sonnenbrand.

Die schönsten Frauen wurden gekürt
und selbst in Big Brother aufgespürt.
Die Männer hat es sehr geniert,
dass man ihr Auto falsch deklariert.

Selbst Sekt trinken und Gans essen
hab ich inzwischen glatt vergessen.
Denn ich kann es kaum erwarten,
zu lesen bald die Neujahrskarten.

25.12.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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