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Gedichte über Lust - Seite 54


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Beflügelte Sinnlichkeit

wenn Sinnlichkeit Flügeln erhält
über die Unendlichkeit triumphiert
wenn Fernsteuerung einen überfällt
die Lust ferne Befehle ausführt

in Willfährigkeit die Kontrolle überlassen
Fingerspitzen wie einer Marionette geführt
eigene Hände sich fremd vertraut anfassen
sinnlich sich selbst verführt berührt

Lippen erahnen das Gefühl deiner Küsse
empfinden ihren zarten Anpressdruck
meine Zunge leckt von ihnen deine Süße
spüre, wie es dabei tief in mir zuckt

verbunden über synchrone Gedanken
erfolgte Rückmeldung steigert Verlangen
gefesselt von Worten fallen Schranken
hältst mich mit Fotoaugen gefangen

wie auf hoher See treiben wir auf Wellen
jeder den Kurs des anderen bestimmt
mit in Echtzeit detaillierten Steuerbefehlen
affektierte ferne Handlungen vornimmt

vorsätzlich in stürmisches Gewässer manövriert
absichtlich Havarie in Kauf genommen
zwei Boote auf direkten Kenterkurs dirigiert
nasse Haut, der Untergang längst begonnen

Rümpfe wiegen sich in aufpeitschenden Wogen
salziges Wasser spritzt auf die Haut
rettungslos um deine Umarmung betrogen
atemlos von dir umschlungen, SOS wird laut

funken kurzsilbig sich anbahnendes Inferno
eine gigantische Sprungwelle baut sich auf
erstickt unser beider ausgeliefertes Echo
in erbarmungsloser Stille entzückter Verlauf

auf dem Weg hinab zum tiefsten Meeresgrund
mit gnädiger Ankerkette jeweils um den Hals
ergeben wir uns diesem Strudel im Verbund
erleben, unten gelandet, das Echo des Urknalls

kleine Sauerstoffbläschen klettern nach oben
lassen unsere Lebenszeichen noch erahnen
während wir uns gegenseitig dankend loben
glücklich lächelnd unsere Überfreude tarnen

© meteor 2024
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Spätsommerregen

die ganze Nacht schon prasselt Regen
stell mir vor, wir zwei liegen im Frei'n
noch warm genug im Spätsommer eben
lassen uns abduschen ohne dreckig zu sein

nichts ist unrein oder verboten im Wasser
das lebensspendende Elexier in der Wüste
wie sehr wir es genießen, werden nasser
Schweiß und Küsse vermischen die Gelüste

auf Haut fallendes Wasser wird zu Perlen
die meine Hände auf dir verfolgen
die über deinen Körper rinnen, sich mehren
sanfter Wasserfilm umhüllt im Wollen

dein weißes Hemd macht es unmöglich
deine Leidenschaft zu verbergen
deine harten Brustwarzen drücken vorzüglich
gegen den straffen Stoff über zwei Bergen

dein Seidenrock klebt durchtränkt
auf völlig durchnässten Schenkeln
jede Faser trieft auf uns vermengt
unentwegtes sinnliches Denken

unter unseren Körpern sammelt sich ein See
sind wie Inseln in einem Meer der Lust
entfernen alles, was nur trennende Barriere
Kleidung, Ängste und Hemmungswust

nur noch mit Regen bekleidet
einzige Zeugin unseres Umgarnen
die sich mit uns am Augenblick weidet
hält uns fest in ihren Armen

schmiegt unsere Körper zusammen
so nah wie das Wasser an unsere Haut
unsere Lippen treffen sich im Verlangen
Zungen verwickeln sich angeraut

Wasser schlägt über unsere nackte Außenwand
im schwülen Rhythmus Hüften sich wiegen
zum Regenlied intimer Tanz außer Rand & Band
in Lust und Liebe im Tropfentakt uns verbiegen

Finger erkunden jeden Spalt
Nässe vereint sich mit dem Regen
Finger machen vor nichts Halt
offenbaren, was zuvor verlegen

Tropfen, die zart an Wimpern und Nase hängen
fallen sinnlich wellenförmig übers Gesicht
Wasser glitzert, gleitet über Lippen am drängen
bringt Tiefe, Farbton und Intensität ans Licht

knieend vor dir koste ich deinen Geschmack
Regen vermischt sich mit ihm von mir zu dir
perlenförmig sauge ich ihn von dir ab
mein Mund findet deine Knospen an dir vor mir

deine Seerose öffnet sich ganz
im Regen meiner Aufmerksamkeit
dein Körper setzt fort seinen Tanz
auf meiner Zunge Zügellosigkeit

ich stehe auf, um unsere Lippen zu vereinen
hebe dich hoch, langsam in dich versinken
ziehst mich tiefer in dich mit deinen Beinen
wie sie sich fest um meine Taille schlingen

Ein dicker Baumstamm hinter deinem Rücken
gegen ihn heb und senk ich dich im drücken
Regen uns miteinander verschmilzt
zwei Seelen für die jetzt nur eines gilt

zu einer Einheit sind verbunden
in die Flut der Leidenschaft gestürzt
unglaublich eng in sich verwunden
mit einem atemlosen Höhepunkt gewürzt

schreiend löst sich aufgebaute Lust
stillt im tiefen Glücksschluck ihren Durst
in der kühlenden frischen Brandung
entspannt sich zärtliche Umarmung

© meteor 2024
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