Gedichte Über Leidenschaft - Seite 100

Freundliche Menschen rufen - oh
bist du wirklich ein Paparazzo?
Ja, ich bin es mit Leidenschaft,
in meinen Adern fließt Fotosaft.

Ich bin vom Stamm der Sittsamen,
nicht von den verruchten Infamen.
Für ein Foto brauche ich ein klares JA,
bin so für jedes Modell berechenbar.

Die Sache ist bei mir spirituell,
Motive finde ich immer schnell.
Sehr oft sind es die coolen Typen,
manchmal treffe ich sie mit Hüten.

Eine fragt, was hat dich fasziniert,
wer hat dich zum Tun animiert?
Ich sage, jeder Mensch ist ein Unikat,
meistens ein Diamant mit viel Karat.

In ein gutes Fotobuch gehören viele rein,
es ist wie eine Bowle mit viel gutem Wein.
Von euch allen braucht es mächtig Glanz,
ähnlich wie beim globalen Völkertanz.

Auf den Fotos siehst du menschliche Freude,
mit Landschaft ich keine Zeit vergeude.
Es sind immer die Menschen unserer Zeit,
selten in Gala, lieber mal bei der Arbeit.

Beim Foto date kannst du sehr viel lernen,
siehst, wer erleuchtet wird von Sternen.
Lernst umgehend mit Licht und Schatten,
viel spannender als Bundestagsdebatten.

Lernst nebenbei sehr viel vom Leben,
deine Fotos werden dir stets Freude geben.
Mitmenschen werden sie gerne bestaunen,
einige werden dir ein Dankeschön zuraunen.

Lächelnde Gesichter wirst du nie vergessen,
besonders nicht die von den Stewardessen.
Ein ehrliches Foto ist wohl niemals obszön,
denn jedes Lächeln macht unsere Welt schön.

Ernestine Freifrau von Mollwitz



mageba

Goldene Hochzeit

„Fünfzig Jahre verheiratet sein –
Ein halbes Jahrhundert niemals allein!“
So gurren es von den Dächern die Tauben,
Das erstaunt, das ist kaum zu glauben!

Deshalb schau ich ungläubig auf den Kalender:
Dass uns Amor als sinnlicher Minnespender
In den fünfzig Jahren reich und unschwer
Von der Liebe gab jeden Tag mehr und mehr.

Denn Unkenrufe gehörten immer dazu:
„Aus den Zweien wird kein richtiger Schuh,
Selbst wenn sie das Glück heraufbeschwören
Und meinen, es möge ihnen allein gehören!“

Des Menschen Wille erdenkt sich den Weg,
Doch die Liebe braucht dafür keinen Beleg,
Denn für guten Willen gibt es stets den Mai,
Womit Liebe von Dauer ein Segen sei.

Der Mensch muss schon wissen, was er will:
Zwei wählen also für sich jenes Ziel –
Zu leben in einer einzigen Partnerschaft,
Weil dies stressfreiere Verlässlichkeit schafft.

Denn Liebe von Dauer ist ein Gottesgeschenk,
Wenn die Liebenden sich halten und eingedenk
Der Freuden, die ihnen Zweisamkeit erschließen
Sich händchenhaltend Zärtlichkeiten ergießen.

Gläubig schau' ich vom Balkon zum Himmel hinauf,
Wo der Stern unseren langanhaltenden Lebenslauf
Mit dem Vollmond gemeinsam den Sommerabend versüßt
Und damit immer wieder aufs Neue unser Lebensglück begießt.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Mir ist schon wieder so
äh, o. k. können drüber reden
wie kommt es
ich brauch neue Klamotten
hab leider gar keine Zeit
ist aber dringend
wie meinst du das denn,
ehrlich oder nur geschäftlich
geht ja sonst eh nichts bei dir
o. k. geht um mehrere Teile
Bikini, BH und Slip
du machst mich wahnsinnig
ich glaub, du mich auch
zwei Liebende ein Gedanke
bei diesem miesen Wetter
ist doch sehr positiv
mies ist für uns ideal
draußen ist eh nichts los
ich glaube
schlecht Wetter ist toll
also Deal
na klar
gleich und sofort
verrücktes Huhn
schweig du halber Hahn
fang gleich an zu krähen
nicht so laut
denk an die Kids
sind am Einschlafen
nun komm schon
sonst penn ich noch
verflucht
auf dem Herd steht Suppe
finde ich echt blöd
so jetzt aber geht,s los
knabber nicht so am Ohr
lieber am Nippel
brirr, brirr, brirr
blödes Telefon
kann Mama sein
hallo Mutti
passt ganz schlecht
keine Ausreden
...bla...bla---nojoblabo…
usw.
Zeit läuft, schon 27 Minuten
ich dich auch, ehrlich
E r o t i k verflogen

Ernestine Freifrau von Mollwitz
mageba

Ich miss mich selbst immer im Spiegel sehen
denn darin sah ich wie meine Jahre vergehen.
Die Jahre sind vergangen und ich bin nicht schlauer geworden.
Ich wünschte mir, ich würde gerne neu geboren.

Ich sehe mich schon als eine alte Emanze.
Die sich selbst vorkommt wie eine kleine Wanze.
Treu sein, das habe ich nie gelernt.
Deswegen habe ich einfach meine Männer schnell entfernt.

Jeden Streit versuche ich immer umgehen.
Tadellos sollte sein mein ganzes Leben.
So war ich in jungen Jahren und so bin ich auch noch heute
und was soll ich sagen liebe Leute?

Ich komme immer noch zurecht.
Aber vielleicht habe dadurch mit Männern nur Pech.

Findet man so den richtigen Mann?
Ich nicht mehr die Männer scheren über einen Kamm.
Jetzt mit knappe 60 Jahren wird eine Veränderung sehr schwer.
Dabei sehne ich mich doch nur nach Liebe und ein wenig mehr.

Dunkelrote Glut, die der Tiefe entsteigt
und mit zerstörerischer Wut sich zeigt
Unsichtbares entweicht dunklen Rissen

Wesen
die sich von Angst und Leid ernähren müssen
um widerstandslose Menschen zu packen
und setzen sich in ihre Nacken

Sie saugen und saugen Energie
Erkannt werden sie von ihren Opfern nie
Früher aufrecht und stolz, jetzt tief geneigt
kein Licht sich in ihren Augen mehr zeigt

Trostlos ihr Blick, voller Furcht und Schmerz
Ihr Wille gebrochen und auch ihr Herz

Verletzt, verführt durch Ängste, Mängel
Ihr Hals liegt längst in Satans Joch

Die Hölle gebiert keine Engel !
Oder doch ?

© jogdragoon