Gedichte über Lebensweisheiten - Seite 795

Du freust dich, wenn die Sonne lacht,
wenn Sorgenfalten Abstand halten,
wenn dir kein Kummer Kummer macht,
wenn bunte Träume sich entfalten.

Du freust dich, wenn der Meister lenzt,
wenn etwas spitzt im grünen Rasen,
wenn du das Unheil streng begrenzt,
wenn du erblickst den Osterhasen.

Du freust dich, wenn man dir verzeiht,
wenn du kein Wort legst auf die Schale,
wenn alles Gute gut gedeiht,
und das zum wiederholten Male.

Du freust dich stets, wenn du dich freust,
wenn Pläne unverhofft gelingen,
wenn du im Anschluss nichts bereust,
und dich nicht scheust, ein Lied zu singen.

Roman Herberth

Du freust dich, wenn die Blumen blühen,
wenn eine Sonne mit dir lacht,
wenn Regenwolken sich verziehen,
wenn keiner dich zu Hackfleisch macht.

Du freust dich, wenn die Vögel singen,
wenn du das Abitur bestehst,
wenn Chöre uns ein Ständchen bringen,
wenn du im Schatten Däumchen drehst.

Du freust dich auf die guten Gaben,
wenn sich der Ärger selbst verschluckt,
wenn du nicht fällst in einen Graben,
wenn keiner dir in deine Suppe spuckt.

Du freust dich, und wirst 'Danke' sagen,
wenn du dem Himmel Glauben schenkst,
und wenn du voller Wohlbehagen
an nette Zeitgenossen denkst.

Roman Herberth

Du hast ein Ziel, nichts spricht dagegen,
dann hast du dich ins Zeug gelegt.
Und du erteilst dir selbst den Segen,
was dich im Innersten bewegt.

Du bist teils Flamme und teils Feuer
und lässt dich eifrig darauf ein.
Du willst, und das klingt ungeheuer,
dein eigner Rettungsanker sein.

Am Herzen möchtest du dir liegen,
Gefahren werden so gebannt.
Zum Guten wird sich alles fügen,
und deshalb lächelst du charmant.

Den Kummer bringst du schnell zur Strecke,
die Sorgenfalte wird nicht alt.
Das Ziel blüht auf an jeder Ecke
in unnachahmlicher Gestalt.

Und dann erreichst du deine Ziele.
Und das Erhoffte stellt sich ein.
Das ist das Höchste der Gefühle,
und deshalb wirst du dankbar sein.

Roman Herberth

Du jagst nach Dingen, die dir schaden.
Dem Teufel reichst du deine Hand.
Und sang- und klanglos gehst du baden.
Darunter leidet dein Verstand.

Du pochst auf Werte, die nichts zählen.
Du richtest dich nach deren Schnur.
Du wirst dich durch die Tage quälen.
Das Leben wird dann zur Tortur.

Du überschreitest deine Grenzen.
Dass das nicht gut geht, ist dir klar.
Die eigne Dummheit wird dann glänzen,
dich überrascht ihr Repertoire.

Du stößt an den gesteckten Rahmen.
Der Ruf nach Freiheit, er verhallt.
Dann fluchst du laut, rufst Gottes Namen.
Und beide Fäuste sind geballt.

Du übersiehst in vielen Fällen,
das kleine, zarte Pflänzchen Glück.
Das Ziel, sich darauf einzustellen,
erfordert äußerst viel Geschick.

Roman Herberth