Gedichte über Lebensweisheiten - Seite 166

Vom Früher trennen uns zwar Welten,
doch damals wurden wir geprägt.
So manches wird noch heute gelten,
weil es uns immer noch bewegt.

'Vom Gestern ist uns nichts geblieben',
ein Trugschluss, der die Runde macht.
Man ist sich nämlich treu geblieben,
und darauf gibt man selber acht.

Sein Wesen kann man nicht verlieren,
in uns verharrt der alte Kern.
Es wird uns durch das Leben führen,
mal antiquiert und mal modern.

Kein Wunschgedanke ging verloren,
noch träumen wir den alten Traum,
und er wird täglich neu geboren,
dass sich das ändert, glaub ich kaum.

Vom Wirrwarr kann man sich befreien,
was ein Schlamassel gern vergisst.
Was in uns steckt, das will gedeihen,
was daraus wird, zeigt 'wer man ist'.

Roman Herberth

Für die Menschen ein Leuchtturm,
der möchte ich sein,
will ihnen weisen den Weg,
lasse niemand allein.

Wo immer sie sich auch befinden,
ich reiche ihnen meine Hand,
werd' von ihrer Seite erst schwinden,
wenn Sie sicher sind an Land.

Pflanz ihnen neue Gedanken,
rege sie an zum Tun,
will mit Weisheit sie tanken,
sie begleiten zum Ruhm.

Will sie sprechen und gießen,
dass sie wachsend gedeih'n,
will sie fördern und fordern,
will ihr Lehrer gern sein.

Will ihnen öffnen den Geist,
will zum Denken sie bewegen,
hol sie runter vom Eis,
will sie leiten durchs Leben.

Stets werd ich eilen,
ein Vorbild will ich sein,
möcht mein Wissen ihnen teilen,
geleite sie zu dem Sein.

Meine Berufung ist Lehren,
tue dies voller Lust,
ihr Erfolg wird mich ehren,
hebt sich stolz meine Brust.

Geh'n sie vorwärts im Leben,
erstrahlt vor Freude mein Gesicht,
hab ich alles gegeben,
hab geführt sie zum Licht.

Im Vertiko im zerknitterten Brief
lag ein altes Foto samt Negativ.
Schwarz auf weiß konnte man sehen,
was in der Vergangenheit geschehen.
Alle lobten den fotografischen Abzug
und sagten, das war praktisch klug.

„Du bist doch aber nur meine Kopie“
von unten da das Negativ schrie.
„Du nennst dich zwar das Positiv,
aber irgendetwas läuft hier schief.
Drum werde ich dir mal erklären,
warum die Negative dunkel werden.

Ich wurde durch die Wüste getragen
hörte dabei den hungrigen Magen,
wurde mehrmals umgeschichtet
und im schwarzen Kasten belichtet.
Dann wurde ich mit Zangen gehoben
und in das erste Bad geschoben.

Dort stahl man mir, wie überall
das sichtbare silberne Edelmetall.
Es ist um jedes Pixel schad,
drum gab es ein sauberes Zwischenbad.
Dann wurde das Restmetall fixiert,
praktisch wurde es oxydiert.

Nach der letzten Wäsche dann
Sah mich erstmals jemand an.
Und meinte „Das ist heiß,
auch wenn alles nur schwarz-weiß.“
Dabei war gar nicht viel zu sehen,
man sah nur Frauen ohne Kleidung stehen.

Kein BH und auch kein Kleid,
Gott sei Dank war Sommerszeit.
Die nächsten Bilder waren nicht gut,
sie zeigten Tote und viel Blut.
Da habe ich mich sehr gegrämt
und dann heimlich schwarz geschämt.

27.06.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Das Leben himmelhoch, mal Niederlagen.
Es lebt von der Moderne und vom Brauch.
Mit allem Schönen wird es sich vertragen,
doch manchmal steht es gänzlich auf dem Schlauch.

Es blüht gekonnt in Anbetracht der Wunder,
die Sorgenfalten werden häufig sekundär.
Was uns nicht passt, dem gibt man einfach Zunder,
man ist zu sich und zu den andren fair.

Es schwärmt von Träumen, denen wir begegnen.
Das ist das Wichtigste im Lebenslauf.
Die guten Geister, die uns täglich segnen,
die helfen uns nach jedem Beinbruch auf.

Von jedem Ärger soll man Abstand halten.
Dem Glück verschaffe man die freie Bahn.
Das wahre Wesen kann sich so entfalten,
davon ist sicher jeder angetan.

Roman Herberth