Gedichte über das Leben (Seite 466)

Gute Vorsätze

Ich will mich nicht mehr mit mir streiten,
und die durchdachten Schritte geh'n.
Ich will mich für mich selbst entscheiden,
und mir nicht mehr im Wege steh'n.

Und meine Meinung gelten lassen,
selbst wenn die Mehrheit anders spricht.
Ich will mich mehr mit mir befassen,
und lege darauf mein Gewicht.

Ich will mich nicht ins Bockshorn jagen,
wenn mir die "schöne Aussicht" fehlt.
Und will mich gut mit mir vertragen,
auch wenn Verhängnisvolles quält.

Ich will mir endlich ganz genügen,
damit der Spaß sein Spielchen treibt.
Und will mich nur dem Schicksal fügen,
wenn mir nichts andres übrigbleibt.

Probleme

Ein kleiner Schneeball
kreuzt deinen Lebensweg.
Es wäre ein Leichtes
ihn zu beseitigen.

Doch du
läufst vor ihm davon.
Lässt es zu,
dass er dir folgt.

Doch je länger
du vor ihm flüchtest
umso größer
wird diese Schneekugel.

Bis du eines Tages
unter den Massen
einer Lawine
begraben wirst
aus denen es nur schwer
ein entrinnen gibt.

© Michael Jörchel

Im Wechselbad

Im Wechselbad sind die Gefühle.
Sie brennen heiß und lichterloh.
Sie zittern in der Abendkühle,
dann wird man nicht des Lebens froh.

Sie kennen Licht- und Schattenseiten.
Und manchmal einen Futterneid.
Das wird uns lebenslang begleiten,
im Büßer- oder Hochzeitskleid.

Sie gehen unbekümmert baden.
Man kann nicht schwimmen und 'taucht' tief.
Und deshalb ist dem abzuraten.
Sonst schreibt der Tod den Abschiedsbrief.

Es lauern überall Gefahren,
und das ist dorf- und stadtbekannt.
Das sollte man sich aber sparen,
sonst steht der Rücken an der Wand.

Jeder Tag setzt sich in Szene

Jeder Tag setzt sich in Szene.
Einmal Hüh, und einmal Hott.
Zahnbeschwerden und Migräne,
Sonntag, Urlaub, Alltagstrott.

Tiefschlaf, Traum und Ruhekissen.
Keiner weiß, was morgen blüht.
Es ist gut, es nicht zu wissen.
Denn wir klagen sonst verfrüht.

Wunder, große Fragezeichen.
Kraftlos, wie ein nasser Sack.
Neue Ziele, neue Weichen,
zuckersüß mit Nachgeschmack.

Was misslingt, und was wird glücken.
Donnerwetter, Sonnenschein.
Deine Liebste wird dich drücken,
und du musst nicht traurig sein.

Keiner kann die Zukunft deuten,
was man ihr oft übel nimmt.
Totenglocken werden läuten,
und die Endabrechnung stimmt.

Jedes Wort erzählt Geschichten

Seitenwege, Unkrautduft.
Marmorplatten, dicke Luft.
Mienenspiel und Größenwahn.
Rummelplatz und Achterbahn.

Blütenblätter, Bienenstock.
Herzversagen, sturer Bock.
Hausfassaden, Notenschrift.
Prunkpalast und Schlangengift.

Regenrinne, Liebesleid.
Tannenwald und Ewigkeit.
Wunderkerzen, Lichterglanz.
Bleichgesichter, Freudentanz.

Kinokarten, Himmelszelt,
'Tischlein deck dich', heile Welt.
Bärenfell und Winterschlaf.
Osterlamm und schwarzes Schaf.

Bunt blüht meine Phantasie.
Und man kann sie nicht vernichten.
Amtlich ist die Garantie,
jedes Wort erzählt Geschichten.

Gedichte über das Leben - Seite 466

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Jeder Tag setzt sich in Szene

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