Gedichte über das Leben - Seite 463

Man hat mit sich kein leichtes Spiel.
Denn kritisch wird man sich beäugen.
Und man verlangt von sich sehr viel,
um sich von sich zu überzeugen.

Wir starten einen Härtetest,
um jeden Schwachpunkt auszuloten.
Erst hinterher steht für uns fest,
ist nun ein Ja, ein Nein geboten.

Man zieht sehr vieles in Betracht.
Man möchte sich nicht falsch entscheiden.
Und deshalb ist es angebracht,
man checkt verzwickte Schwierigkeiten.

Man ist sein schärfster Kontrahent.
Es schreitet dann die Tat zur Sache.
Ein Bauer 'frisst' nur, was er kennt,
er beugt sich keiner Meinungsmache.

Man hat mit sich kein leichtes Spiel.
Entzaubert sind die flotten Sprüche.
Und man zieht vieles ins Kalkül,
man kommt sich selber auf die Schliche.

Nun packt man seine sieben Sachen,
schon morgen ist man nicht mehr hier.
man wird sich auf die Socken machen,
verlagert wird das Hauptquartier.

In Kisten wird man das verstauen,
wovon man sich meist viel verspricht.
Und dem Instinkt wird man vertrauen,
ob er uns trügt, das weiß man nicht.

Es stapeln sich die Umzugskisten,
mit denen man sich weiter quält.
Und der Gedanke ausnzumisten,
der hat sein großes Ziel verfehlt.

Man hängt an seinen tausend Dingen.
Im Grunde sind sie nur Ballast,
von ihnen lässt man sich bezwingen,
so heißt das Drama kurz gefasst.

Gefangen nimmt, was wir nicht brauchen.
Das gibt uns leider oft den Rest.
Es wird uns lebenslänglich schlauchen,
und das steht unumstößlich fest.

Roman Herberth