Gedichte über das Leben - Seite 456

Wie schön das zwitschert,
Frümorgens, unten am Fluss.
Bäume rauschen mit.

Der rote Streifen,
Durchdringt den Nebel und Tau;
Und der Wind bläst sanft.

Schon auf dem Baumstumpf,
Da sonnen sich zwei Käfer.
Die Kirchturmuhr schlägt.

Es kitzelt das Gras,
An nackten, blanken Füssen.
Ein Fisch am Ufer.

Lasst uns unser Geld verbraten,
nicht erst auf den Zahltag warten.
Ich mag nicht nur ans Darlehen denken,
ich will mir lieber selbst was schenken.
Die besten Wünsche dieser Welt
erfüllt man sich doch nur mit Geld.
Ich kaufe vieles, manchmal auch,
was ich eigentlich gar nicht brauch.
Damit sich Hab und Gut vermehrt
und mein Konto sich entleert.
Die Wirtschaft fördert meine Gier
all mein Geld gebe ich Ihr.
Dazu noch Geld, das ich nicht hab
dann zahle ich es eben ab.
Der Schuldenberg steigt stetig an,
man bot mir dafür Raten an.
Die Raten sind doch keine Qual,
sollen sie doch raten, wann ich zahl‘.

© Michael Jörchel

Mit der Realität
haben Gedanken oft wenig gemein
sorgfältig wird gebastelt
an einem Fantasiegerüst
zum Festhalten
vielleicht aus Angst vor dem freien Fall
und wie ein Affe
von Ast zu Ast schwingt
im Dickicht der Wälder
so schwingen sie
von einem Objekt der Begierde
zum nächsten
Verweilen eine Zeit
und hanteln sich wieder weiter
stets auf der Suche
stets getrieben
nie ganz befriedigt

Kein Gleichschritt mehr,
der letzte Zapfenstreich klingt noch im Ohr,
die Kaserne öd und leer,
die voll Soldaten war zuvor.

Vergessen der Kommandoton
salutierst auch längst nicht mehr.
Marschmusik verklungen schon
und sie fehlt dir auch nicht sehr.

Nun stehst du da mit all der Stille,
dem neuen, offnen Horizont.
Wo ist der Antrieb, wo der Wille,
wo für dich die neue Front?

Im Alter reißt das Leben
dich aus dem Alltagsallerlei.
Hat ein neues dir gegeben,
Gebrauchsanweisung liegt nicht bei.