Gedichte über das Leben (Seite 159)

Schamlos

Ich falle auf den Lügner rein.
Er wird mich schamlos hintergehen.
Ich werde klug im Nachhinein,
doch in die Röhre muss ich sehen.

Nicht immer bin ich auf der Hut,
sonst hätte ich sofort gekontert,
erst sät er sein Gedankengut,
dann hat er sich schnell abgesondert.

Im Anschluss habe ich gedacht,
dass ich bald Hackfleisch aus ihm mache,
das hätte aber nichts gebracht,
und ich verzichte auf die Rache.

Vom Tod auf den Brettern / Ballade

(Madame Mort)

Ist ein Schauspiel fast zu Ende,
bringt ein Tod zumeist die Wende,
und manches Stück wird so beworben:
Hier wird richtig gut gestorben!

Der Diva eilt der Ruf voraus,
den Theatern füllt sie voll das Haus.
Keiner sonst kann auf den Brettern
so wie sie den Leib hinschmettern.

Und darum wurd sie allbekannt
einfach Madame Mort benannt.
Regisseure sie umwerben:
"Sie verstehn es, wunderbar zu sterben!

Seufzen, blinzeln, letzter Schrei:
Das Leben ist nunmehr vorbei!
Ich zahl als Gage - bitte sehr,
gern paar tausend Euro mehr!"

So sprengt die Dame Mort im Bette
einfach alle Lebensetikette.
Ist sie gestorben dann nach Plan,
dann fängt das gute Leben an.

Nun war sie wieder mal soweit
zum Sterben macht sie sich bereit.
Ihr Gesicht so weiß - erbleicht,
dass es schon den Toten gleicht.

Irgendwo paar Lichter blinken,
das Publikum, stumm sieht´s sie sinken.
Seufzen, Röcheln, leiser Schrei.
Großartig - es ist vorbei!

Stumm und stille wird´s im Raum,
leis´nur raschelt Vorhangssaum.
Die Menschen sind einfach benommen,
ehe zum Applaus sie kommen

und ein Fan sie überschrie:
„So gut wie heut war sie noch nie!“

Am Hinterausgang auf ´nem Schragen
wird Dame Mort grad weggetragen...

(C)TBZ

(28-4-2015)

Augenblicke

Lass es geschehen!
es wird nicht ewig währen.
Es wird vergehen!
Lass es geschehen.

Die Uhr, sie schlägt
und es gibt kein Zurück.
Die Zeit verrinnt
unaufhaltsam Stück für Stück.

Genieße jede Stunde,
jeden Moment,
der fröhlich dich stimmt,
bevor er verrinnt.

Erlebe diesen Augenblick
und stets behalt' ihn gut.
Er bringt Wärme, Licht und Mut,
Freude stets und Glück.

Alles stirbt

Alles stirbt

Alles stirbt, um neuem Leben
Zeit und Raum und Sinn zu geben.
Doch sind die Spuren
alten Lebens
nicht vergebens.

Jenseits von des Abschieds Schwelle
bilden sich an alter Stelle
junge Wurzeln, neue Triebe,
frischer Mut und neue Liebe.

Jedes Neue braucht das Alte,
dass sich früchtestark entfalte
was das Leben
uns als Auftrag
hat gegeben.

Steinzeitmenschen

Wir sind Menschen.
Jäger und Sammler.
Immer auf der Jagd
nach Ruhm und Macht

Immer auf der Suche
nach Statussymbolen
um anderen zu zeigen
was wir erreicht haben.

Diese Symbole
zeigen unsere Stärke.
Wir sind erfolgreich.
Wir haben es geschafft.

Gefühle,
Zeichen von Schwäche.
"Innere Werte",
möchte keiner sehen.

Und was keiner sieht
ist auch nichts wert.

Eigentlich
sind wir immer noch
Steinzeitmenschen.
Nur die Trophäen
haben sich geändert.

© Michael Jörchel

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