Vom Tod auf den Brettern / Ballade

Ein Gedicht von Tilly Boesche-Zacharow
(Madame Mort)

Ist ein Schauspiel fast zu Ende,
bringt ein Tod zumeist die Wende,
und manches Stück wird so beworben:
Hier wird richtig gut gestorben!

Der Diva eilt der Ruf voraus,
den Theatern füllt sie voll das Haus.
Keiner sonst kann auf den Brettern
so wie sie den Leib hinschmettern.

Und darum wurd sie allbekannt
einfach Madame Mort benannt.
Regisseure sie umwerben:
"Sie verstehn es, wunderbar zu sterben!

Seufzen, blinzeln, letzter Schrei:
Das Leben ist nunmehr vorbei!
Ich zahl als Gage - bitte sehr,
gern paar tausend Euro mehr!"

So sprengt die Dame Mort im Bette
einfach alle Lebensetikette.
Ist sie gestorben dann nach Plan,
dann fängt das gute Leben an.

Nun war sie wieder mal soweit
zum Sterben macht sie sich bereit.
Ihr Gesicht so weiß - erbleicht,
dass es schon den Toten gleicht.

Irgendwo paar Lichter blinken,
das Publikum, stumm sieht´s sie sinken.
Seufzen, Röcheln, leiser Schrei.
Großartig - es ist vorbei!

Stumm und stille wird´s im Raum,
leis´nur raschelt Vorhangssaum.
Die Menschen sind einfach benommen,
ehe zum Applaus sie kommen

und ein Fan sie überschrie:
„So gut wie heut war sie noch nie!“

Am Hinterausgang auf ´nem Schragen
wird Dame Mort grad weggetragen...


(C)TBZ

(28-4-2015)

Informationen zum Gedicht: Vom Tod auf den Brettern / Ballade

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28.04.2015
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