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Gedichte über Krieg - Seite 122


Preußen '44

Das Ortsschild blindlings liegen lassend,
so stürmt die rote Flut heran,
sein Testament verfrüht verfassend,
starrt mich mein alter Vater an

Er klatscht die Silben auf den Fetzen,
bestürmt die Schwester nebenher,
es ist in etwa abzuschätzen,
dass sie ihm westwärts lieber wär'

Nun starrt er auf die kahlen Wände,
fast selig, da ich folgsam war,
ein Bild, zerstört durch meine Hände,
in letzter Zeit ihm Furcht gebar

Zermürbt, mit Hängen und mit Würgen
erstickt er Mutters Tränenfluss,
kann nicht für Milde sich verbürgen,
vertröstet sie mit einem Kuss

Mein Schwesterlein beginnt zu weinen,
ich rede tröstend auf sie ein,
will nur nicht hilflos jetzt erscheinen,
und wahre selbstlos hohlen Schein

Ich führ' Sie in des Kellers Schwärze,
wobei uns stumm die Mutter lenkt,
den kleinen Händen eine Kerze
hab' eifrig lächelnd ich geschenkt

Kann mir die Tränen noch verwehren,
mein Herz an ihren Ohren dröhnt,
wenn erst die Roten uns beehren,
hilft nichts, was irgendwie beschönt

Der Schweiß nässt meines Vaters Wangen,
den nur ein Wunder retten kann,
denn mitgegangen, mitgefangen,
er war dabei, von Anfang an..

Jetzt, mit des Krieges letzten Jahren,
bin ich mit fünfzehn Manns genug,
den Hof vor Feinden zu bewahren,
wie es der Volkssturm an mich trug

Im Rücken meines Alten Rufe,
so stürme ich das Tageslicht,
erreiche bald die letzte Stufe,
mein Pflichtgefühl verkehrt man nicht

So kommt es, dass mein Leib getroffen,
und mit der Waffe in der Hand,
die großen Augen panisch offen,
aus diesem Leben wird verbannt

Das Dröhnen stirbt, bleibt nur das Johlen,
das in die Keller sich verdrückt,
das meinen Liebsten, Gott befohlen,
erbarmungslos zu Leibe rückt

(C) Lars Abel
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Bericht-Gedicht VI Das Fazit der Euro 2016

Den Titel, den wir so begehrt,
Der blieb uns leider nun verwehrt,
Da Hummels misslich gelbgesperrt,
Zu viele Spieler arg versehrt,
Der Ball schlicht nicht ins Tor gerollt,
Obwohl das Team es sehr gewollt.
Wir kämpften, brannten für das Gold,
Nur war das Glück uns halt nicht hold.

Warum wir die Franzosen nicht
Aus dem Turnier nach Hause sandten?
Da diese sich schon dort befanden.
Nun Spaß beiseite - Ernst ans Licht:

Was bleibt von dieser Meisterschaft?
Die Emotion, die Leidenschaft
Und weiterhin bleibt vom Turnier
Der Fakt von dem Gefühl als WIR!

Auch jedes Vorurteil, Klischee,
Die Herkunft oder Religion
War ein Turnier lang mal passé.
Im Vordergund die EM-otion.

Natürlich gibt's auch weiter Kläger,
Doch die EM macht manches machbar.
So war Boateng nicht mehr ein Neger,
Er wurde Deutschlands Lieblingsnachbar.

Und Toni Kroos, der Superstar,
Nicht nur ein doofer Ossi war.
Auch Poldi, eigentlich aus Polen,
Er brachte stets die Fans zum Johlen.

Nicht das Turnier von Thomas Müller,
Er spielte diesmal nicht wie Messi.
Bei Interviews doch stets ein Knüller
Und nicht der arrogante Wessi.

Nicht Kümmeltürke, sondern - cheers -
Der deutsche Spieler des Turniers
War unser Özil dieses Mal.
Wir schwenken gern für dich den Schal.

Statistisch spielt ein Herr im Team,
Der gern mit Männern ist intim.
Ob noch ein Outing folgt - egal!
Wir schwenken gern für dich den Schal.

Wenn Äußeres zur Nebensache,
Weil Inneres zum Vorschein kommt,
Ist Fußball nicht nur Nebensache;
Er wird zum Vorbild aller prompt.

Und jedes zweite Jahr nun wird sich
Bei einem Cup als Wir gefühlt,
Sonst bleibt der Mensch dem Mensch nicht würdig
Und es auf Erden unterkühlt.

Vielleicht tritt ein Turnier in Kraft
Tief in des Universums Weiten
Das Erde, Mars und Co. beschreiten -
Die Universumsmeisterschaft.

Vielleicht die letzte Möglichkeit
Das unsre Erde, diese Welt,
Ein einz'ges Mal zusammenhält,
Mit schwenkend Schals froh Seit an Seit.
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