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Gedichte über Kinder - Seite 75


Pinguine

Ich kenne einen Vogel,
der fliegt auch unter Wasser
Die Menschen lieben ihn -
er hat hier keine Hasser

Pfeilschnell ist er dort unten,
jagt Fische aller Arten
Er lebt fast immer dort
im großen Meeresgarten

Er wohnt in großer Kälte
und kann da sehr gut sein
Er trägt ein dichtes Kleid
aus Fett und Federn fein

Er kommt auch mal ans Land
In großen Kolonien
sieht man die Paare steh‘n,
um Nachwuchs aufzuzieh‘n

Sie steh’n da in ries’ger Schar
als Individualisten
Sie halten inne, schauen aus -
bald ist es Zeit zu nisten

Das Ei ist nunmehr abgelegt
und langsam ausgebrütet
Man sieht das Junge schon
von beiden sehr behütet

Dann kommt die Kinderzeit,
die Eltern gehen jagen
Die Jungen sind nurmehr für sich,
bald werden sie es wagen

ins große Meer zu tauchen
nur mit dem inn’ren Sinn,
die eig'nen Wege gehen -
und niemand weiß wohin

Sie sind uns sehr sympathisch,
wahrscheinlich auch sehr nah
Ein Volk, das aufrecht geht,
im Frack sie mancher sah

Ich sehe einen Vogel
mit ölverschmutztem Kleid
Die Fische werden wen’ger
das Eis hat seine Zeit ...

Pinguine sind Vögel, die sich herausragend an das Leben im Wasser und an die Kälte angepasst haben. Sie verlassen das Wasser nur zum Brüten oder wenn sie in der Mauser sind. Sie haben eine perfekte Stromlinienform, benützen die Flügel als Flossen, die Füße als Ruder. Ihr mehrschichtiges Federkleid liegt über einer 2-3 cm starken Fettschicht, die sie zusammen wie ein Taucheranzug vor dem kalten Wasser schützt. Warum sie zumeist in der kältesten und unwirtlichsten Region der Antarktis leben, mag an den nährstoffreichen kalten Gewässern liegen. Bauchseitig weiß, rückseitig schwarz sind sie ans Wasser optimal angepasst. Sowohl ihre Bewegungsart unter Wasser wie auch ihr Watschelgang an Land ist sehr energiesparend, so dass sie große Entfernungen bewältigen können, auch an Land. Pinguine sind nicht nur im Wasser, sondern auch an Land sehr gesellige Tiere. Insbesondere die Eiablage, Brut und die weitere Aufzucht der Jungen finden bei vielen Arten synchron in großen Brutkolonien statt, die im Extremfall bis zu fünf Millionen Tiere umfassen können. Ihr Aussehen erinnert viele an einen Mann, der schwarzen Frack mit weißem Hemd trägt. Dass sie uns so nahe sind dürfte auch daran liegen, dass sie eine der wenigen Tierarten sind, die, wie wir, auf zwei Beinen zu gehen vermögen.
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Ein Reiter in den Zwölften

Die Müllerin, sie sah gut aus,
doch ihren Nachbarn war's ein Graus
Als Hex' war sie im Dorf verschrien,
 war viel zu frei, wie's ihnen schien

Hing Wäsche in den Zwölften auf,
der ruhigen Zeit im Jahreslauf
Der Jäger holt dich, warnte man
Sie lachte nur und sprach: na dann!

Am Abend die Geschicht' begann
Es hob ein starkes Wehen an
Ihr war's, als ob man sie berühr'
Da trat ein Reiter in die Tür,

ganz rüstig und mit weißem Bart
'Willst mitreiten?' hat er gefragt
Der Müllerin war angst und bang,
zum Glück, sie zauderte nicht lang,

sprach klare Worte, holt' ihr Kleid
Der Jäger war schon marschbereit
Da riss der Sturm ihr 's aus der Hand
Und weht' das trockene Gewand

dem Reiter grade vor die Füss',
was nichts Gutes ihr verhieß
'So willst du mitreiten', fragte er
Sie drang in ihn und flehte sehr:

'Hab Haus und Hof und Mann und Knecht,
es geht uns gut, wir sind nicht schlecht'
Der Fremde hob die Hand nach ihr
'Oh nein', schrie sie, 'lass mich doch hier,

ich trag ein Kind in meinem Bauch!'
Denn auch bei IHM ist es so Brauch,
Rücksicht zu nehmen auf die Frau,
und sei das Leben noch so rau

Im Kind fängt es von vorne an
Da hält man inne, selbst als Mann
So sank die Hand langsam herab,
berührte ihre Brust ganz knapp

Der Reiter ging, ihr wurde weh
Das blieb ihr lange Zeit, oh je
Doch auch im neuen Jahreslauf
hing sie stets Wäsche draußen auf!


Die 12 Tage zwischen dem Sonnen- und dem Mondjahr, die sog. 'Rauhnächte', galten früher als heilige Ruhezeit. Da war Odin, der 'wilde Jäger', mit seinem Heer verstorbener Seelen in den Naturgewalten unterwegs. Wer z.B. in dieser Zeit draußen Wäsche aufhing, gab, so glaubte man, dem Gott des Totenreiches auch Macht über sich.
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