Gedichte über Kinder - Seite 184

Was Kinder so machen.

In einem Heim, wo Kinder gehalten,
was die da so tun kann keiner verwalten.

Sie haben Katzen gehängt
und Frösche aufgeblasen.
Wenn ich daran denk,
fängt mein Herz an zu rasen.

Kann man das noch mit Jugendsünden begründen,
oder muss man da schon von Verbrechen sprechen.

Es lässt mir keine Ruh,
ich fühle mich beschuldet.
Auch wenn ich nicht dazu gehörte,
ich habe es geduldet.

Ich habe es gesehen und nichts gemacht,
wahrscheinlich habe ich noch darüber gelacht.

Ich war noch so klein,
sie waren viel stärker
und sie drohten mir,
wenn ich´s verrate,
lande ich im Kerker.


Gewalt ist ein Sog, wenn man mit ihr aufwächst, relativiert sie sich und man stumpft ab. Ich wurde noch rechtzeitig aus diesem Milieu herausge­holt und dafür danke ich meinem Schicksal, meiner Pflegefamilie und (es mag jetzt komisch klingen) meiner Krankheit.

Copyright @Karl Wilhelm Sallhofen

Kinderglück

Mit tanzenden Flocken begleitet Licht das Jahr,
Wo der Schnee wieder herauslockt Kinder,
Weiße Flächen deren angestaute Sehnsucht gar
In stahlendes Lächeln verwandeln, mitten im Winter.

Da wird mir die Kindheit schemenhaft präsent,
Mit dem wir den Januar einst ersehnten:
Mit Schlitten, Skiern, Schlittschuhen alles rennt,
Am Kachelofen wir uns in Sicherheit wähnten.

Die Großeltern besuchten wir damals so oft
Mit den Eltern, es wuchsen uns zu Mut uund Kraft.
Schon damals haben wir die Flocken erhofft,
Mit denen jeder Winter uns große Freude schafft.

Dieses Kinderglück zaubert so der Januar
Mir heuer wieder ganz tief ins Gemüt,
Wo es mir jahrelang verschüttet nur war
Und im Erwachsenenleben jetzt neu erblüht.

Mit tanzenden Flocken begleitet das Licht
Früh das neu aufsteigende Jahr - mit Schnee!
Dort, wo die große Wächte fast schon abbricht
Geht der Weg hoch zum Wald, auf die Höh'.


©Hans Hartmut Karg
2023

*

Sie sind noch Kinder

Herzen
hören auf
zu schlagen
Wollten
gerade
das Leben wagen
Niemand
nein
Niemand
nimmt Rücksicht
Man
schlägt ihnen
herzlos ins Gesicht



©Käte Micka

Käti Micka

trug gerne am Finger Ringe
besonders liebt sie einen mit Kleeblatt
das leuchtende Grün hat sie betört

einen Roten wollte sie nicht
trug aber oft noch eine silberne Kette
Gold hätte sie sehr gestört

traurig war sie beim Sport
da darf man Schmuck nicht tragen
sie fand das natürlich unerhört

einen kleinen mit Stein fand sie nett
er hatte die Form von einem Herz
der kleine Hans war darüber empört

im Fernsehen sah sie klein Leila
ohne Krone und Diamantring
ihr Schmuck wurde im Krieg zerstört

Ernestine Freifrau von Mollwitz
mageba