Gedichte über Jahreszeiten - Seite 287

Ich habe Respekt vor jener Zeit
wenn steigender Nebel Schweigen bricht
Sinnenbezaubernde Langsamkeit
sich wärmt in spätem Sonnenlicht

Wenn die Natur im Rauschzustand
mit Licht und Schatten reizvoll spielt
der Wald im prächtigsten Gewand
man sich als Teil des Ganzen fühlt

Ein Blättertanz wird aufgeführt
aus bunter Bäume Farbenmeer
ein wenig Wehmut man verspürt
die Zeit scheint dehnbar tiefer schwer

Goldenes Licht ziert jeden Baum
geheimnisvolle Schattierung ringsum
So bleibt vergangener Sommertraum
nur noch ein Hauch Erinnerung

Wüstenhitze,
Aus der Ritze
Schleichen Salamander.
Tot wie Leichen!
Still und unbeweglich
In der heißen Mittagssonne liegend.

Im Garten steht ein Ginkgo Baum.
Anfangs sehr klein, nimmt er nun Raum,
stolz, daß Goethe seine Art bedichtet.
Im Garten wird er schon von Weitem her gesichtet.
ein Genderbaum von Nadelholz,
zum Laubbaum offenbar gewandelt,
weiß kaum ein Laie, um welche Sorte es sich handelt!

Doch hell-gelb-gold sein Blattwerk zeigt
zu welcher Art er scheinbar neigt.
Streut täglich „Gold“ in unseren Garten,
ich muß es säckeweis´zusammenharken.
Wär ´s echte Gold – ich würd´ mich gerne bücken.
So macht es Mühe nur dem Rücken!

In Sicht

Maler Herbst
erfreut die Sicht
nimmt dich an der Hand
ins Herbstfarbenreich
Lila Blätterkleid
kleidet dich schön
Perlenkettengleich
trägst du würdevoll
den Jahreszeitschmuck
Bald wirst du
den Ball eröffnen
mit deinem Tanz

(Birgitta Zörner)

Letzter Farbentanz
bunt gemischt
auf der Lebensherbstbühne
bis an des Oktobers Rand
Bald der Wind verweht
diesen Blätterreigen
Donnergeigen streichen
durch das Blätterwerk
Lebensbunt vergeht
Letzter Farbentanz
verweht ganz sacht
bis Ruhe einkehrt
zur Novemberzeit

(Birgitta Zörner)