Gedichte über die Frau - Seite 112

Jung und schön

Da sitzen, schwarz gekleidet in Rüdesheim
Zwei Frauen und trinken ihren Rieslingwein:
Die eine isst Eis mit Schokoladenschleim,
Die zweite lädt zum Käsescheiterhaufen ein.

Sie schauen noch aus, als wär'n sie Studenten,
Haben verbal wirklich Interessantes zu senden:
Als wir mit Fragen uns ihnen näher zuwenden
Lassen sie es zu, Neugier zu verschwenden.

Krankenschwester die Eine, Designerin die Zweite,
Jede hat drei Kinder, auf dass Leben Freude bereite.
Die Männer daheim, davon geben sie nichts preis,
Sie befinden sich ja auf angenehmer Auszeitreis'...

Jung und schön sitzen sie uns so gegenüber,
Vielleicht wären sie allein und hätten es lieber,
Dass man sich für sie weniger interessiert,
Entspannungssuche hat sie hierher geführt.

Auf der anderen Seite tut's ihnen gut,
Dass ein altes Ehepaar ergreift den Mut,
Sie auszufragen bei köstlichem Weine,
Dann ist man auch jung nicht mehr so alleine...

So stärken wir sie denn BEIDE in ihrem Entschluss,
Dass man das Leben als kostbar annehmen muss.
Schließlich sei ihr Wirken doch von Erfolg gekrönt
Und sie mit ihren feinen Lebensidealen versöhnt.


©Hans Hartmut Karg
2023

*

Sie sagt
ich wollte noch
die Frage war, was
hatte sie es vergessen
wollte es nicht sagen

er sagt
was wollen Mädchen
am liebsten
wollen sie
oder wollen sie nicht

wer will was
und warum
hängt die ganze Sache
nicht auch vom Wetter
und vom Alter ab

mal die Gegenfrage
will sie oder
will Sie nicht
sie müsste
sich nun entscheiden

aber eigentlich
hat sie doch gesagt
sie wollte
sollte ich
nun auch wollen

warum kompliziert
wo ein Wille
ist auch ein Weg
so nun aber
lass uns gehen

Ernestine Freifrau von Mollwitz
mageba

Nach Hause gehen
Nach dem Krieg
Aus der Gefangenschaft
Zu Frau und Kind

Nach Hause gehen
Nach dem Krieg
Voller Hoffnung
Und einem Brief

Nach Hause gehen
Sich nähern dem Rasen
Der gemäht wird
Von einem fremden Mann

Nach Hause gehen
Nach dem Krieg
Und als Fremder
Einfach kehrtmachen


© René Oberholzer, 2023