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Gedichte Über Ewigkeit - Seite 61


Die Ehrfurcht vor dem Unaussprechlichen

Der Apfel in meiner Hand
Nährt mich und wird ein Teil von mir.
Der Regen, der mein Gesicht berührt,
Das Meer, die Flüsse und die Seen,
Die Pflanzen, Tiere und ich: Wasser.
Die Luft, die ich atme,
Das Feuer, das mich wärmt.
Der Baum vor mir:
Ist Zeit, Licht, Wasser und Erde.
Die Erde war alles, wird alles, ist alles.
Der Baum, der im Herbst sein Laub verliert,
Der ganze Wald, die Tiere und wir Menschen,
Alles kam aus der Erde, hat sich aus ihr genährt,
Und alles kehrt wieder in sie zurück.

Alles ist miteinander verbunden.
Alles, das Viele, ist ein großes Ganzes.

Ich war Mensch, Tier und Baum,
Ein Berg und der weite Ozean.
Einmal hier, einmal dort,
Von allem schon ein Teil gewesen,
Von allem schon einen Teil genommen.

Ich war bereits unendlich viele Male alles und jeder
Und werde es noch unendlich viele Male sein.

Du bist ich,
Ich bin du,
Aber es gibt kein ich und du.

-

Es gibt keinen Anfang und es gibt kein Ende.
Alles ist endloses sich wandeln.
Nichts ist fest, nichts ist für immer.

Jeder Augenblick hat schon unendlich viele Male stattgefunden
Und wird noch unendlich viele Male wiederkehren,
In für uns unvorstellbaren gewaltigen Zeiträumen,
Immer und immer genau so,
Und dennoch bleibt alles einzigartig.
Alles bleibt gleich und doch ist nichts gleich,
Alles vergeht und kehrt doch wieder.

Die Sonne geht auf und unter und wieder auf,
Bis eines fernen Tages ihr Feuer erlöscht.
Das Leben, Imperien, Völker und Kulturen,
Die Jahreszeiten – alles blüht auf und vergeht.
Ja der Kosmos selbst wird einmal enden,
Und alles wird neu geboren werden.

Etwas kommt nicht aus dem Nichts,
Und Etwas verschwindet nicht im Nichts.
Alles war schon immer da,
Die Dinge wandeln sich nur in ihren Möglichkeiten,
Nichts jedoch verschwindet für immer.

-

Der Kopf muss schweigen und das Herz fühlen lassen.
Wir werden das große Ganze
Niemals wirklich ganz begreifen können.
Jeder Versuch wird scheitern:
Das Leben, Kosmos und Natur, der Ursprung,
Gott, Bewusstsein, Liebe oder Tod,
Bleiben letztlich nur ungreifbare Worte.
Das Unaussprechliche kann man nur erfahren,
Es aber niemals ganz erfassen.
- Dies ist die Ehrfurcht vor dem Unaussprechlichen. -
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