Gedichte über die Erkenntnis - Seite 460

Person A
es trocknet alles aus
kleine Pause
Ich trinke schon so viel...
jede Menge Kamillentee

Person B
vielleicht sollten Sie das Getränk wechseln

Person C
genau, Eierlikör geht immer

Person B
da ist doch alles viel lustiger

Person A
bin alleinstehend und
kann nicht mal die Miete zahlen

Person C
ruf mich morgen an
ich habe noch zwei Flaschen stehen
darf aus gesundheitlichen Gründen nicht trinken

Person A
würde ich gerne,
aber mein Telefon ist schon abgeklemmt

Plötzlich die Stimme von
Horst Schlämmer

aber dann muss man doch wat mache
so kann dat doch nicht gehe
wo kommen wir denn da hinne
auf Eierlikör hat doch jeder Anspruch

Dann die Stimme aus dem Führerbunker

zur Zeit geht das nicht,
wir müssen uns auf kriegstauglich umstellen

Ernestine Freifrau von Mollwitz
mageba

Wenn der Tauber ruft sein Täubchen

Ich liebe Tauben
Ich mag
wenn sie sich erlauben
im Garten
Schädlinge abzustauben
Sie sitzen oft auf unseren Bäumen
Ganz still
Kein Laut
Nur zum Träumen
Man konnte ihnen
Briefe anvertrauen
Sie sind des Züchters ganzer Stolz
Weiße Friedenstauben man
großer Beachtung zollt
Flieg Taube flieg
bringe endlich
Frieden in den Krieg

©Käte Micka







Käti Micka

Am Anfang da war alles mega toll.
Die Beziehung wundervoll.
Doch irgendwann da frägt man sich,
bin das alles denn noch ich?
Hat man sich zu sehr angepasst?
Hat man den Absprung gar verpasst?
Und dann, dann stellt man fest
mit der Zeit verschwand,
was einen zu Anfang noch - verband.
Es fängt zu kriseln an.
Man fängt zu denken an.
Was anfangs harmonierte,
mit der Zeit
das Leben doch blockierte.
Ist es nun an der Zeit sich einzugestehen :
Es ist Zeit zu gehen?
Und dann ist Schluss,
weil man erkennen muss,
dass nicht
alles auf der Welt
ewig hält

Scheinerinnerung

Man fragte ihn ja immer wieder
Wie er seine Kindheit verbrachte,
Und so wiederholte er ihre Lieder,
Die ihn ins Erinnern brachte.

Je mehr später die Partnerin nachbohrte,
Desto mehr kam Vages in seinen Blick:
Der Vater war wohl von übler Sorte,
Er verbaute ihm sein Kindheitsglück.

Offenbar hat er den Sohn geschimpft
Und wiederholt mit einem Holz geschlagen.
Verbal wurde so eine Schuld eingeimpft,
Womit er Lebensfrohes nicht konnte wagen.

Doch dann stellte sich schließlich das heraus:
Suggestivfragen hatten ihn dazu verleitet,
Dass der Vater für ihn wurde zum Graus,
Womit er nun die Erinnerung bestreitet.

Diese Scheinerinnerung wurde Belastungsmoment,
Aus dieser Schuldzuweisung kam er nicht heraus,
Denn wenn man fest daran glaubt und den Täter kennt,
Kommt man aus dieser Fallenstellung niemals heraus.

Erst als er eine neue Partnerin fand,
Die Fragen nach der Kindheit nicht stellte
Und ihn an ihre Liebe und Gegenwart band,
Kam das Glück, das sich nun einstellte.


©Hans Hartmut Karg
2024

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