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Gedichte über die Erkenntnis - Seite 31


Weltsicht, so oder anders

….Wer regelmäßig Fernsehn sieht
und hört, was in der Welt geschieht,
erfährt, wie man gestehen muss,
auch vieles, was ihm bringt Verdruss:
Dass Menschen andre Menschen quälen,
misshandeln, plagen und bestehlen;
Millionen dürsten, hungern, frieren,
gefoltert werden und krepieren;
durch Trockenheit, Erdbeben, Flut
verlieren Heimat, Haus und Gut;
dass Krankheit und Verkehrsunfall
sich Opfer suchen überall;
von Energie- und Umweltkrisen,
Schmuggel von Rauschgift und Devisen,
Erpressung, Rohheit, Geiselnahmen,
Entführungs- und Verfolgungsdramen
und Wirtschaftsflaute, die erhöht
die Jugendkriminalität.
Herr X, wen überraschte dies,
beurteilt seine Umwelt mies.
….Doch er, gesund und noch nicht alt,
mit regelmäßigem Gehalt,
er dürstet nicht, er hungert nicht,
nein, ungewollt steigt sein Gewicht;
zentralgeheizt sein hübsches Zimmer
mit Stereo und Kerzenschimmer;
Theater, Kino und Museen,
es steht ihm frei, dorthin zu gehn.
….Nun ja, es steigen zwar die Preise,
doch lockt die nächste Urlaubsreise;
die Läden sind zum Bersten voll,
er weiß kaum, was er wählen soll.
Die Freiheit ist nicht eingeschränkt,
und er darf sagen, was er denkt;
kein diktatorisches Regime
bestreitet und verbietet ihm,
sich seiner Rechte zu erfreun,
ein freier, froher Mensch zu sein.
….Doch er klagt, und es klingt sehr echt:
Mein Gott, wie geht es mir so schlecht!
Er fängt beinahe an zu weinen:
Wie ungerecht! Ich kenne einen,
der sich mit Sekt und Sahne nährt
und außerdem Mercedes fährt.
….O Mensch, ich rate dir entschieden,
sei nicht so schrecklich unzufrieden.
Lass ab von ständigen Beschwerden.
Den Himmel hast du hier auf Erden,
wenn du das viele Schöne siehst
und, statt zu nörgeln, es genießt.
Was willst du machen, wenn du erst
endgültig in die Hölle fährst!
Silesio
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