Gedichte über Eltern - Seite 57

Wenn man Angst hat, jemand zu verlieren,
weil er zu jederzeit kann elend krepieren.
Ist das Liebe?

Ist man verschossen,
wenn man hat jemanden ins Herz geschlossen.
Ist das Liebe?

Wenn jemand sagt, das Du für Dich selbst der beste Mensch bist
und trotzdem nicht aus Deiner Hand frisst.
Ist das Liebe

Vertraut er Dir, obwohl Du schon ziemlich viel Mist gebaut hast.
Seine Freundschaft zu Dir hält ewig? Das ist krass.
Ist das Liebe?

Er hat nie ein lautes Wort,
er geht mit Dir zu jedem Ort.
Ist das Liebe?

Wenn Du morgens zur Arbeit musst, tut er Dich wecken,
kein Ton kommt über seine Lippen, er tut nicht einmal necken.
Ist das Liebe?

Aber wehe man reizt ihm bis auf das Blut.
Die anschließende Debatte geht nicht aus für Dich gut.
Er steckt viel manchmal zu viel ein.
Kommt dann mal von ihm ein Donnerwetter, dann ist die Luft wieder rein.
Das Donnerwetter musste dann auch sein.

So schnell er negativ explodieren kann, beruhigt er auch wieder
und das Leben ist wieder duftend wie Flieder.

Du willst das Beste für deine Kinder.
Du machst und tust alles für sie.
Wie wär's da mit ein bisschen Dankbarkeit?
Keine Zeit dafür:
Bei soviel selbstverliebter
Selbstverständlichkeit!

Meistens heißt es nur:
ICH brauch dies und
ICH brauch das!
Und vor allem:
Ich will Spaß!

Willst du was von mir?
Oh, Gott nein!
Ich muss schnell weg.
Bin schon zu spät.
Tut mir leid!
Ein andermal - vielleicht!

Ach,
das sag ich nächstes Mal dann auch.
Wäsche fertig?
Oh, nein! Musste schnell weg.
Wo ist mein Zeug?
Keine Ahnung, keine Zeit!
Hast du es nicht aufgeräumt?
Arzttermin?
Ach Gott nein!
Und du willst schon über 18 sein?
Machs doch allein!

Eltern sind schwierig zu beschreiben.
Sie sind unflexibel, eigensinnig, stur und müssen immer Recht behalten,
komplexe Wesen, eine für uns Kinder unerklärliche Materie.
Doch eines muss uns Kindern unbedingt klar sein.

Sie sind der Grund, warum wir leben.
Sie sind der Grund, warum wir wissen, was Familie bedeutet,
der Grund, warum wir das Glück erfahren durften Teil einer solchen zu sein,
Teil von etwas Großem zu sein.

Sie haben die Menschen aus uns gemacht,
die wir heute sind,
die Menschen,
die wir immer sein wollten.

Sie haben uns gezeigt,
was richtig und was falsch ist,
wie man Würde und Stolz bewahrt.

Sie haben uns vorgelebt,
was wahrer Mut und wahre Stärke sind,
was Ehrlichkeit und Moralempfinden bedeutet.

Sie haben immer versucht uns zu beschützen
und uns trotzdem in die große weite Welt hinaus geworfen,
sahen zu wie wir fliegen gelernt haben
und haben uns aufgefangen, wenn es nötig war.

Sie haben uns die Angst genommen,
wenn wir welche hatten
und haben uns zugeflüstert,
dass alles wieder gut wird.

Sie haben uns immer unterstützt,
egal wie skurril unser Traum auch war.

Sie haben uns unsere eigenen Fehler machen lassen,
denn aus denen lernt man nun mal am meisten.

Sie haben uns immer gestützt und beigestanden,
haben uns Ratschläge gegeben, wenn wir einen brauchten
und haben uns sogar während der Pubertät ertragen,
anstelle uns einfach zu erschlagen.

Es gibt keine perfekten Menschen.
Weshalb es auch keine perfekten Eltern gibt.
Fehler werden immer wieder gemacht,
Entscheidungen werden immer wieder bereut.

Doch die Liebe wird immer bedingungslos bleiben.
Meine Eltern, meine Familie
würde alles für mich tun
und ich würde alles für sie tun.

Denn wir lieben die Menschen, die wir lieben nicht,
weil sie perfekt sind,
wir lieben die Menschen, die wir lieben, weil sie da sind.