Gedichte über den Tag - Seite 271

Die Stadt

Brodelnd in hellem Lichterglanz
Funkelnd die Lichter der Stadt
Im Wettstreit mit den Sternen der Nacht

Im weitläufigen Park nebenan
Im Lichterschein der Laternen
Schwirren nicht nur die Motten ums Licht

Mit der Nacht kommen sie
Auch die düsteren, dunklen Gestalten
Sie schleichen durch die Gassen

Dunkle Kneipen nur in Dämmerlicht
Ein kommen und gehen
Künstler, Studenten, Intelektuelle

Treffpunkt ist die Nacht
In der belebten Stadt
Bis zum Morgengrauen

Bei Erscheinen der aufgehenden Sonne
Entschwinden sie aus der Nacht
Es kann beginnen das Tagewerk der Stadt

© Ingelore Jung
2013

Ich sitze hier beim Arzt herum
und denke mir:
Die Warterei wird mir jetzt bald zu dumm!

Meinen nächsten Termin hab ich um zehn,
ich sollte jetzt eigentlich bald gehen!
Das Problem ist nur,
steht der Arzt etwa im Flur?
Ich habe ihn noch nicht gesehen,
bei welchem Patienten blieb der so lange stehen?
Warum es wohl so lange dauert?
Mit wem der wohl so lange plaudert?
Bei mir kann's nicht gewesen sein,
er kam ja noch nicht mal zur Tür herein.

Eine berechtigte Frage wär jetzt dann:
Kam etwa ein Privatpatient vor mir dran?

Wenn ich es mir dann so überleg
und bevor ich mich noch mehr aufreg:
Geh ich jetzt einfach raus
und dann schnurstracks nach Haus!
Hoffentlich läuft der Arzt mir nicht über den Weg.
Was sag ich dann?
Dass auch ich nicht ewig warten kann!

Kaum das ich im Auto sitz,
macht das Auto auch schon piep,
ich hab dich lieb!
Darum schnall dich ganz schnell an,
damit die Fahrt beginnen kann.

Überall blinkt und piepst es immerzu.
Hilfe, ich will endlich meine Ruh!
Das Radio, das nervt mich extrem.
Denn nur bei richtigem Touchscreen-Winkel
will der Sender rein gehen.

So fahren wir die Straße entlang,
als Beifahrer ist es mir schon lange bang.
Denn es piepst schon wieder.
Sitzt in diesem Auto etwa ein Biber?
Was ist los?
Was machen wir bloß?
Ach das ist nur der Sensor.
Er wacht über uns wie ein Mentor.
Zwei Meter weiter,
das Gepiepe fängt schon wieder an.
"Reg dich nicht auf", sagt mein Mann.
Weiße Fahrbahnbegrenzung überfahren,
das spricht für neue Gefahren.

Zum Einparken muss man auch nicht mehr denken,
man lässt einfach sein Auto lenken.
Kaum wieder auf der Straße
gibt's Gepiepe im großem Maße.
Nicht Auffahren, nicht schlenkern,
schön in der Mitte,
drängle keine Dritte.

Nach endlosem Pieps-Konzert
sind wir zuhause:
Endlich ein stiller Ort -
Gepiepe Pause!
Den Autoschlüssel leg ich
ganz schnell fort -
sonst gibt es noch einen Mord!

Als Kind fing alles an.
Man traute sich ans Laufen heran.
Doch wirklich Laufen lernt man nicht so schnell,
Anfangs ist die Welt ja noch so grell.

Alles scheint so einfach!
Alles noch so leicht.
Man spielte einfach am Bach.
All die Einfachheit mit der Zeit jedoch vergleicht.

Pflichten kannte früher keiner,
Erst Motorik und Gestik wurden immer feiner.
Nach und nach die Wörter kamen,
Selbstständigkeit hing noch am seidenen Faden.

Zuhören, lernen, Pflichten kamen dann hinzu,
Als die Schule täglich kam im Nu.
Jeder musste hier mal hin,
Für jeden war Wissen nun der Gewinn.

Immer höher, weiter, besser hieß es nun -
Begonnen hat der Kampf um den Ruhm.
Noch keiner weiß es wirklich,
All jene Freundschaft sich verwirklicht.

Sei der Abschluss dann erreicht,
Trennen sich die Wege doch so leicht.
Nur wenig hält zusammen was mal war,
Ein regelrechter Wettkamp bleibt noch da.

Erfolg, Familie das neue Ziel -
An Erfahrungen sammelt man viel.
Neues Leben aufbauen heißt es jetzt,
Bevor das eigene Alter ein jeden hetzt.

Die Kraft wird mit der Zeit geringer,
Man die Tätigkeiten zählen kann an einem Finger,
So langsam kehrt die Schwäche zurück,
Die man hatte noch am Anfang des ganzen Glücks.