Ein Gedicht ist wie der Zigarrenrauch,
es ist nicht erforderlich, doch in Gebrauch.
Lange schon der Gedanke schwelt,
und des Dichters Seele quält.
Ohne dass er es bemerkt,
es tief in seinem Innern werkt.
Bis er sagt, jetzt muss es sein,
dann fällt vom Herzen mir ein Stein.
Und er schreibt in kühnen Bogen
die Gedanken, die geflogen.
Er achtet nicht auf Kanten, Ecken,
wichtig ist’s den Geist zu wecken.
Das kann stundenlang so gehen,
aber auch im Nu verwehen.
Irgendwann der Einfall endet,
der Geist keine Signale sendet.
Dann heißt es, den Schluss zu finden,
und alles in eine Form zu binden.
Gleiche Reime, feste Silbenzahl,
jeder hat die Qual der Wahl.
Nun heißt es laut proklamieren,
als würde man die Stimmbänder schmieren.
Läuft der Text fast von allein,
kann man ziemlich sicher sein.
Jetzt nur noch die Fehler finden,
eventuell den Duden schinden.
Dann schön säuberlich notiert
und noch richtig adressiert.
Gespeichert noch als Wortbericht,
genauer gesagt, als Gedicht.
Hat sich so die Seele befreit,
wird es für ein neues Zeit.
25.03.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann