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Gedichte über Briefe - Seite 2


Der Brief an den lieben Gott

In Köln, da lebte eine Frau
in einer Welt, die eher grau
Ihr Haushalt war nicht gut bestellt,
mit einem Wort: da war kein Geld

Sie überlegte hin und her,
woher denn Geld zu kriegen wär
Ihr kam ein Einfall, sapperlott -
und flugs schrieb sie dem lieben Gott:

"Oh guter Gott, bin alt und arm,
das Geld ist wenig, hab Erbarm!
Bräucht‘ 100 Euro, und dies schnell -
ich müsst sonst hungern auf der Stell!

Hat's in den Kasten rasch gesteckt
Ein Postmann hat den Brief entdeckt
Er schaut darauf, was soll er machen?
'Dem lieben Gott' ist doch zum Lachen!

Er denkt sich aber, Spaß muss sein,
d e r geht mal ins Finanzamt rein!
Am nächsten Tag dort angekommen,
wurd' dieser in Empfang genommen

Doch was geschah mit jenem Brief?
Der Leser liegt wahrscheinlich schief,
denn ein Beamter dacht' daran,
wie man der Frau wohl helfen kann

Was glauben Sie, das ist kein Scherz:
auch im Finanzamt hat man Herz!
Der Mann im Anzug dacht' sich still:
'ist nicht ein Weg, wo wirkt ein Will?'

Man sah ihn in dem Büro wandern,
von einem sammeln, dann vom andern
Am Ende waren immerhin
im Beutel siebzig Euro drin

Und der Erlös wurd' unverwandt
direkt an diese Frau gesandt ...
Die Frau, die konnte es kaum fassen:
der Herrgott hat sie nicht verlassen!

So schrieb sie einen Dankesbrief
In Eile sie zum Postamt lief:
"Oh lieber Gott, ich dank Dir so
für wunderbare hundert Euro!"

Doch solltest meiner Du gedenken,
noch einmal gütigst etwas schenken,
so möcht' ich Dich um Eines bitten,
nicht dem Finanzamt was zu schicken,
denn diese haben ungelogen
von hundert dreißig abgezogen!
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Weihnachtszeit - Weihnachten hinter Gittern

Weihnachtszeit

Es ist so weit,
es kommt die Weihnachtszeit.
Eine Zeit, wonach nicht jeder schreit.
Mit der Sehnsucht nach den Lieben,
ach könnte man diese Zeit nur verschieben.

Weihnachtszeit, die kommt schon bald,
der Brauch dafür ist schon sehr alt.
Wenn man im Gefängnis sitzt,
fühlt man sich so richtig durchgeschwitzt.

Es macht mich wahnsinnig, die schönste Zeit im Leben,
das Fest der Liebe im Gefängnis,
werde ich ohne Familie erleben.
Es macht mich traurig und einsam,
geht das nicht gemeinsam?

Mein Leben ist beschissen,
ach wie werde ich meine Lieben vermissen.
Immer die gleichen Wände,
ich hoffe, es nimmt bald ein Ende.

Die Umgebung ist sehr kalt,
Erinnerungen wärmen mich,
doch das Gefängnis macht mich alt.
Die Zeit hier drin prägt mein Leben,
das kannst du in meinen Augen sehen.

Spuren, die ich hinterlasse
und mich selbst dafür hasse.
Ach du schöne Weihnachtszeit,
bitte gib mir hinter Gittern ein wenig Heiterkeit.
Dass ich diese Zeit gut überstehe
und nach vorne sehe.
Ja, ich habe Taten gesetzt,
wurde oft aufgehetzt.

Ließ mich mitreißen auf die andere Spur
und jetzt schaue ich auf die Uhr.
Die Zeit steht einfach still,
vergeht nicht, tut nicht, was ich will.

Jetzt muss ich mit der Strafe leben,
werde meine Familie lange nicht sehen.
Dass es so weit kam,
was habe ich den Menschen nur angetan?

Wie mache ich das wieder gut?
Lieber Gott, mir fehlt der Mut.
Jeder hat eine zweite Chance verdient,
ich bin mit dieser Situation schon genug bedient.

Ich werde mich ändern,
durch die Straßen schlendern.
Keinen Blödsinn mehr machen,
das bleiben die alten Sachen.

Lass die Vergangenheit hinter dir,
das wünsche ich mir.
Und ist sie für dich nicht so gut,
dann schau nach vorne
und fasse neuen Mut.

Ach du schöne Weihnachtszeit,
hörst du, wie mein Herz nach dir schreit?
Ganz allein in meiner Zelle,
weißt du, dass ich mir so Weihnachten nicht vorstelle?
Wer weiß, wie viele Jahre ich hier noch verbringe,
ich vermisse die einfachsten Dinge.
Die Ungewissheit frisst mich auf,
wann ist meine Strafe endlich aus.

Und dann kam der lang ersehnte Brief,
es war das Christkind, das nach meiner Freiheit rief.

© Nicole Sunitsch
nicolesunitsch.blogspot.com
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