Gedichte Über Bilanz (Seite 62)

Suche Spaß und Freude

Suche Spaß und Freude

Hat mal Spaß gemacht
jetzt geht es nicht mehr
sonst tut der Körper weh

Hat mal Spaß gemacht
kann mir's nicht leisten
durchs Alter noch viel teurer

Hat mal Spaß gemacht
da war ich noch jung
nun Alt versäume vieles

Hat mir mal Freude bereitet
konnt es noch machen
nun das Leben anders
die Freunde Gefährten fehlen
mein Körper sagt DU DU DU

EnTR 04.04.2021

Falten

Ein Gesicht ganz ohne Falten
gehört den Jungen - nicht den Alten.
Und wenn Hals und Dekolleté davon betroffen,
nützt auch kein Jammern und kein Hoffen.

Mit siebzig ist man keine zwanzig mehr
auch wenn's Akzeptieren fällt recht schwer.
Man kann sich Quark und Gurkenscheiben legen,
um die Haut so schön zu pflegen.

Doch helfen tut das wirklich nicht,
die Falten bleiben trotzdem im Gesicht.
Man kann cremen, salben, schmieren,
Botox, Urea und Hyaluron probieren,

man könnte Schnibbeln, Glätten, Straffen,
benutzen der Kosmetik geheimste Waffen,
doch das Ende der Prozedur wird sein -
die Falten bleiben für immer "Dein".

Selbst Industrie und Pharmazie
finden das Rezept wohl nie!
Der Traum vom Jungbrunnen wird versprochen,
seit Menschengedenken, in allen Epochen.

Drum find' Dich schön so wie Du bist
und sei von Gelassenheit geküßt.
Was sind schon Falten im Spiegel der Geschichte,
wenn das Leben sie schreibt uns ins Gesichte?

Selbst ein Apfel kennt den Werdegang,
läßt man ihn liegen etwas lang!

03.09.2016GiselaDanisman

Melancholie

wir spüren
die quelle des lebens
beim erwachen des frühlings
bei der geburt eines kindes
an neuen ufern der liebe
doch viel zu schnell
erwachen wir
mitten im
herbst

versuchen
die wiederholung
mit der melancholie
ungelebter jahre
während letzte
sandkörner
der zeit
rieseln

Stellungnahme des Spukdings

Ein schweres Sturmgewitter ging durch Wald und Land.
Ein schweres Sturmgewitter war bisher dein Leben.
Du sankst als Güteschenkender, das ist bekannt.
Aus dunklen Reichen weißt du manchen Schatz zu heben.

Ich weiß genau, was auf dem Eisgefild geschah.
Für deine Bravheit hast du Kranke reich bekommen.
Und schließlich warst du selbst dem Wahnsinn langsam nah:
der Traum von Rache bei dem Frommesten der Frommen!

Das Elend schändete dich im Minutentakt.
Gemach entzündet sich ein kleiner Regenbogen.
Nun lerne sehen! Viele Jahre warst du nackt.
Nun lerne gehen! Weit genug bist du geflogen.

Fahrlässigkeit

Gegenwärtig ist Künftiges vergänglich,
weil der Zeitgeist der Demenz zum Opfer fällt.
Hindernisse umgehen einander,
und Behinderung heißt Einschränkung.
Schrankenlos hingegen
sind die Kniebeugen der Ellenbogen,
die Begegnungen simulieren.
Sind sie nicht Schienbein-Fouls am Sozialen?
Gelddruckender Kicksport ist systemrelevant;
es bleiben nur Brosamen für die Großhirnrinde,
kein Brot für die Welt des Geistes und der Kultur.
Streaming statt Dreaming,
und Flachbildschirme träumen von Tiefgang
statt schleichender Disneyisierung der Welt.
Allenthalben füllt die Leere,
verdünnt das allgegenwärtige Vakuum
ins rein Virtuelle.

Heinrich Baumgarten

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