Sortieren nach:

Gedichte Über Augenblick - Seite 282


Die Gemiedene...

Die Gemiedene…
Die alte Frau sah aus dem Fenster und ermahnte uns Kinder nicht so laut zu sein. Denn wir spielten gerne unter ihrem Fenster.
Für uns war die Alte fast wie eine Hexe.
Wir mieden sie.
Oft ärgerten wir sie indem wir kleine Steine gegen ihre Fenster warfen.
Hin und wieder lästerten wir ihr nach wenn sie gebeugt in ihrer verschlossenen Kleidung über den Hof ging um ihre Wäsche aufzuhängen.
Dann passierte etwas wo wir Kinder nicht mit rechneten. Sie lud uns ein. Nach kurzer Beratung nahmen wir zögernd an.
Als wir die Wohnung betraten begaben wir uns in eine andere Welt. Die alten, dunklen Möbel wirkten fast bedrohlich auf uns. Eine Wanduhr schlug in dem Augenblick in tiefen, kräftigen Tönen. Das war für uns beeindruckend befremdend.
Alte Bilder mit Hirschen, Wäldern und Auen hingen an den Wänden.
Wir schwankten zwischen Neugier und Befangenheit.
Katzen schlichen durch das Wohnzimmer. Eine lag auf einen der Sessel und schnurrte vor sich hin.
Von der Eichkommode spielte ein Schallplattengerät. Auf dem Gerät drehte eine alte Schellackscheibe. Wir amüsierten uns über die Musik von Früher und weil es so plärrte.
Als wir Kinder auf ein schweres Sofa saßen, sanken wir tief ein mit dem Gefühl so schnell kommen wir hier nicht mehr raus.
Auf dem Tisch stand Waldmeisterlimonade in einem Glaskrug. Die gebackenen Kekse in einer Kristallschale rochen verlockend.
Während wir knapperten, erzählte uns die alte Frau von Früher. Von ihrer Kindheit und über die schlimmen Zeiten währendes Krieges.
Unsere Fragen dazu beatwortete sie geduldig. Aber wir fragten nicht viel. Dazu waren wir zu sehr beeindruckt von dieser nostalgischen Atmosphäre.
Erstaunt hörten wir das die Kinder damals auch nicht viel anders waren als wir.
Wir lernten eine alte Frau kennen die eigentlich sehr nett war.
Es wurde ein entspannter Nachmittag und das Tschüss war herzlich ehrlich.
Wir Kinder nahmen uns vor die alte Frau nicht mehr zu ärgern.
Diese Haltung brachte uns noch viele gebackene Kekse ein.
Bernd Tunn – Tetje

Bernd Tunn - Tetje
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige


Demotivation

Ich sitze da mit dem Stift in der Hand
Und schaue aufs Blatt, wie auf ein dürres Land
Auf dem Blatt steht kein Wort geschrieben
In meinem Kopf sind sie noch geblieben
Sie wollen raus und Verse kreieren
Wollen in verschiedenen Formen variieren
Doch mein Stift ruht noch in der Hand
Und pflanzt keine Wörter auf das Land
Verschlossen bleibt die Gehirntür
Denn ich habe eine Frage: Wofür?

Würde ich ein Liebesgedicht schreiben
Werden dennoch die Frauen ausbleiben
Sogar das Umschreiben von Geschichten
In lyrisch verfassten Reimgedichten
Würde am Ende kein Happy End bringen
Auch meine Lieder würde niemand singen
Schmähgedichte fallen in die Zensur
Doch bei mir gibt es keine Anhaltspur
Weil niemand von den Texten etwas mitbekommt
So lasse ich sie hinter meiner Gehirnfront

Ich könnte einfach weiter Texte schreiben
Würde der Erfolg auch für immer ausbleiben
Aber warum sollte ich die Mühe machen
Gibt es nicht andere schöne Sachen?
Bestimmt, aber keine interessieren mich
Nur das Texten machte mich glücklich
Aber ohne anerkennendes Lob über die Gedichte
Treibt es meine einstige Motivation zu Nichte
Es gibt ja nicht mal negative Kommentare
Im Laufe all meine schreiberischen Jahre
Doch mit welchen der Wortvarianten
Könnte ich die Aufmerksamkeit erlangen?

Oder habe ich so einen Text schon verfasst
Doch warum hat es jeder bisher verpasst?
Ich schrieb doch über aktuelle Themen
Nach Sachen, nach denen sich Menschen sehnen
Doch keines drang je an jemandes Ohr
Wie auch niemand sein Blick je verlor
In meinen Texten und Versen
Es wirkt wie ein Versehen
Dass ich so viele Texte schreibe
So lasse ich sie in meinem Leibe

Ich schrieb an so viele Leute
Doch was geschah bis heute
Positive Antworten blieben aus
In mir gibt es schon den Graus
Vielleicht fehlt mir Können und Talent
Oder doch nur wen, der den Weg kennt
Damit meine Texte Gehör finden
Denn die Lust scheint mehr zu schwinden

So schaue ich weiter auf ein Stück Papier
Das so weiß und leer da liegt vor mir
Ich könnte ja diesen Hilferuf verfassen
Ich könnte es auch bleiben lassen
Denn es würde eh niemand hören oder lesen
Der Erfolg wäre wirklich zu schön gewesen
Aber der bleibt mir wohl für immer verwehrt
Sogar wäre mein Kopf bis aufs letzte Wort geleert
So lasse meinen Stift heute ruhn
Vielleicht werde ich es morgen tun
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige