Sortieren nach:

Gedichte über Arbeit und Beruf - Seite 53


Anzeige


Glorreiche Jahre

Glorreiche Jahre

Mein erster Lehrer war ein abgeschossener Flieger,
Der mit dem Crashkurs nach dem Krieg zur Pädagogik kam.
Er trat bescheiden auf, war stolz, trotzdem kein Sieger,
Sein Unterricht war stets erfreulich – niemals lahm.

Ins Zeugnis hatte er bei mir geschrieben,
Dass zappelig ich und sehr unruhig wäre.
Darüber lachten meine Eltern, die mich lieben,
Das war für später mir doch eine Lehre...

ADHS nennt man heute ja diese Krankheit
Sucht Hilfe gar von allen Seiten.
Als ich jung war, tat dies noch keinem leid,
Denn dieses waren überaus robuste Zeiten.

Im 3./4. Schuljahr stand vor uns ein alter Nazi,
Der zuschlug, weil wir zur Verfügung standen,
Trieb unsere Kinderängste, elend dieser Bazi:
Er schlug hart zu, wir ihn nie anders kannten!

Deshalb kam ich nach fünfzehn Jahren
Nur zu dem Erstklasslehrer für mein Praktikum,
Der keinen von uns je gezogen an den Haaren,
Und unser Fehlverhalten nicht nahm krumm.

Und nach getaner Arbeit schloss er von innen seine Tür,
Öffnete mit einem Schlüssel seinen alten Schrank,
Zog dann die gute Flasche Cognac herfür –
Trank mit mir dann ein Gläschen von dem Pädagogentrank!

Wenn hinter uns die Schultüre geschlossen,
Habe bei ihm das Abschalten ich gut gelernt,
Denn eine Lehrerseele kriegt nur Sommersprossen,
Wenn sie sich nicht bisweilen von dem Tun entfernt.

Ich lernte von ihm: „Alles nicht so ernst!
Die Lehrer wollen viel zu viel aufnehmen!
Nur wenn Du selbst als Mensch Dich kennenlernst,
Musst Du Dich für Gelingendes nicht schämen.“


©Hans Hartmut Karg
2018

*
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige