Gedichte über Angst - Seite 192

Ein mentales Hoch
ist wenn man nicht fällt in ein psychisches Loch.
Posttraumatische Störungen habe ich auch
und dies sind nicht nur miese Gefühle im Bauch.

Ab und zu kommen manische Depressionen.
Hervorgerufen von schlechten Visionen.
Schlafstörungen habe ich zurzeit im Griff.
Ab liebsten hätte ich von meinen Ärtzten einen TÜV.

Hinzu kommen körperliche Gebrechen.
Ab und zu muss ich auch brechen.
Durchblutungsstörungen, Kreuz und Schulter
ziehen mich völlig runter.

Ein stechender Schmerz
habe ich auch im Herz.
Die Ärzte bekommen mich auch nicht mehr hin.
Mehr als Leben ist auch nicht mehr drin.

Geistig bin ich noch total fit.
Gedichte schreiben finde ich der Hit.
Trotz allem habe ich noch ein bestreben.
Richtig umgehen mit meinem beschissenem Leben.

Sinneswandel

Was gab es da einmal für kluge Köpfe,
die mit der Abrüstung endlich begannen,
in Konferenzen die Verschrottung
von atomarem Müll festlegten,
Raketen aus den Silos holten,
den Frieden sich, anderen öffneten,
Waffen unschädlich machten!

Runde, riesige Säulen,
an denen einstmals ehrfürchtig
Steinmetze ein ganzes Leben klopften,
ihr Glaubenshandwerk zelebrierten,
die werden heut von Säulenimitaten abgelöst,
die marmornen abseitig hingeschmissen
zur Aservatenkammer der Geschichte.

Heute blühen wieder Arsenale,
Raketen stehen aufrecht drohend
auf Abschussrampen und in Silos,
stets einsatzbereit, glänzend, sehr gepflegt
und warten auf ihren gottlosen Einsatz,
wenn es wieder einmal in der Welt
nicht weitergeht mit Ideologie und Macht.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Greta Thunberg missverstehen

Es ist so leicht,
sie missverstehen zu wollen,
indem man ihre Argumente ummünzt,
im Netz mit Sarkasmus antwortet,
ihre Emotionalität stark kritisiert
und ihr vorwirft, sie sähe nicht
die Erfolge vergangener Jahre.

Doch ist es denn so schwer,
ihre Sorgen zu begreifen,
ihre Ängste zu verstehen,
wenn die Klimaforschung
ihr vollkommen recht gibt
und die Zukunft der Jugend,
Deiner Jugend ja auch,
auf dem Spiele steht?


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Ich zittere und bebe
Tief atmen
Ich starre und sehe
Tief atmen
Ich höre und spüre
Tief atmen
Ich lächle und schlucke

Ich soll
Zählen
Konzentrieren
Fühlen
Fokussieren

Angst übermannt mich
Ich zittere und bebe und starre und sehe und höre und spüre und lächle und schlucke
Und es gibt keinen Platz mehr für Atem

Die Panik bricht über mich und zwingt mich zu Boden und die Tränen aus meinen Augen

Schwärze