Gedichte über Alltägliches - Seite 520

Dies ist ein Keingedicht.
Warum? - Das sag ich nicht!
Doch wär es ein Gedicht,
dann schriebe ich es nicht.

Ich lass dich nun allein
mit dem Gedanken sein,
warum dies Keingedicht
dir bringt nicht Sinn, noch Licht.

(Ilka Berikhan)
phantasie-garten.com

Du glaubst, du wärst ein guter Christ,
weil oft du in der Kirche bist?
Ich bin viel in Garagen drin, -
glaubst du, dass ich ein Auto bin?

Frech und keck kommt er daher,
Mütze auf dem Kopf sitzt quer
und das Hemd guckt aus der Hose,
diese sitzt besonders lose.
Hosenboden an der Stelle
wo das Knie sitzt, deren Kehle.
Hosenbein schleift auf der Erde,
vermutlich, dass es dreckig werde.
Ist dies Aussehen ein Skandal?
Früher war das wohl einmal…
Doch das Früher, Gott sei Dank,
packt man in den Mottenschrank.
Früher trug man züchtig Loden:
heute gibt es andre Moden,
und wer früher ging zu Fuß,
heut auch nicht mehr laufen muß!

Wenn die Sonne sich erhebt
Und den neuen Tag belebt
Scheint die Welt uns zu erwachen
Welch ein Irrtum- andere machen
Sich bereit zum Abendessen
Denn der Tag ist schon gewesen
Und die Nacht steht jetzt bevor.
Ach, der Mensch ist doch ein Tor!

Er sieht nur was unmittelbar
Vor seiner Türe heut geschah
Und es versperrt zu kurzes Sehen
Die Aussicht auf das Weltgeschehen.
Die egozentrisch kleine Welt
So seinen Geist gefangen hält.

Seit ach, so vielen Jahren
ist sie bei dir zu Gast.
Du willst nicht von ihr lassen,
bist froh, dass du sie hast.

Die Zeit ist nicht zu fassen.
Sie zieht dich einfach fort
in eine ferne Zukunft
aus manch vertrautem Ort.

Du möchtest noch verweilen
wo alles ist bekannt,
doch sei getrost und lege
die Zeit in Gottes Hand.

© Sabine Brauer