Gedichte über Alltägliches (Seite 434)

Naturrecht

Ein Spermium, exakt gelenkt,
hat ohne lang zu fragen,
sich rücksichtslos nach vorn gedrängt,
um zeugend einzuschlagen.

Nach vierzig Wochen Wartezeit
voll Bangen und voll Hoffen,
bist du, aus Mamas Bauch befreit,
auf diese Welt getroffen.

Dort hat man dich, ganz ungefragt,
dem Dasein übergeben,
wo eines alles überragt:
Dein Recht hier frei zu leben!

Von nun an bist du ein Produkt
aus Wünschen und Gefühlen,
und darfst als menschliches Konstrukt
im Lebensgarten wühlen.

(© Friedrich Graf)

Siebenunddreißig Worte ohneTitel

An der Hand
der Diamant
zeigt mit viel List
und tausendfach Gefunkel,
wie schrecklich arm ein Mensch doch ist,
der nur besteht
zumeist aus Dunkel
nach dem kein anderer sich dreht,
trägt er nicht grad sein Schmuckgerät.

Traumgeister

Dunkler Schleier,
die Nacht sie atmet.

Es kommen die Reiter,
die Traumgeister.

Sie sind einsam und trunken,
in ihrer Welt versunken.
Und wenn sie erwachen,
erwärmend ihr Lachen.

Traumgeister der Nacht,
bringen gute Träume,
erzählen Geschichten ganz sacht.

Sanft behütet,
unter einem Glasdach,
damit kein Traum, je zerbrach.

Nachtgedanken

Hat der Mond sich die Nase geputzt, wem hat es genutzt.
Sind die Sterne glänzend blank,
oder ist ein Engel krank.

Tragen die Engel ihren Heiligenschein,
trinken sie auch heimlich himmlischen Wein.
Höre den Engelschor, Petrus steht wartend am Himmeltor.
Flöten, Trompete, Harfe und Posaune,
haben im Himmel die Engel immer gute Laune.

Und wenn ich einschlafe,
mit guten Nachtgedanken, so will ich dem Herrgott danken.

Gedichte über Alltägliches - Seite 434

Naturrecht

Lebenserfahrung

Siebenunddreißig Worte ohneTitel

Traumgeister

Nachtgedanken