Gedichte über Alltägliches - Seite 39

Jeder Mensch kommt winzig klein
auf die Welt als Edelstein,
bei dessen Anblick man vergisst,
dass er ein kleiner Rohling ist.

Erst mit der richtigen Behandlung
erfährt der Stein dann seine Wandlung –
gerät er in die falschen Hände,
gibt’s eine völlig andre Wende.

Der eine hat perfekten Schliff
dem anderen fehlt nicht nur Pfiff,
im Grunde könnte jeder Stein
wundervoll geschliffen sein.

Es wird zwar immer Menschen geben,
die ungeschliffen geh'n durch Leben,
dann wird oft viel zu spät erkannt,
er war ein roher Diamant.

Bei manchem kostet die Empfindung
mich aber große Überwindung.

***

DU stehst vor mir
doch berühren kann ich dich nicht!

DU schaust mich an,
doch sehe ich dich nicht!

DU streichst mir durchs Haar,
meine Haare bleiben liegen!

DU flüsterst mir was ins Ohr,
aber es ist so still in diesem Raum!

DU kommst mir näher,
und doch bin ich allein!

DU redest mit mir,
aber ich höre kein Wort!

DU spendest Licht,
doch mir ist kalt!

Und doch weiß ich,
DU bist bei mir.

©Thomas de Vachroi anno domini 2012

Du bist zwar reich, wirst ständig reicher,
doch statt zufrieden, immer bleicher,
das kommt nur, weil ein Nimmersatt
so viel zu hinterlassen hat.

Wer gar so viel hat aufzugeben,
hat auch sehr große Angst ums Leben –
bei jedem kleinen Zipperlein
denkst du gleich an den Totenschrein.

Weil’s Inflationen geben kann,
legst du dein Geld in Werten an,
die Freude daran ist geteilt,
schon wenn ein Schnupfen dich ereilt.

Du fühlst den Puls, kannst ihn nicht finden,
siehst gleich dein Lebenslichtlein schwinden
und die Erkenntnis dich erschreckt,
dass nicht nur Lust im Reichtum steckt.

Im Reichtum steckt auch große Last,
weil du viel aufzugeben hast –
damit dein Leben besser glückt,
befreie dich von dem, was drückt.

Ich kann dir für ein glücklich Leben
gern meine Kontonummer geben.