Du bist das Lied, das ich am Morgen singe,
wenn Nacht allmählich übergeht in Licht,
wenn Träume sich genau wie Dinge
verwandeln von allein in ein Gedicht.
Du bist der Duft erwachter Rosenblüten,
die sich verzehr´n in Pracht und Herrlichkeit,
das Echo von Erzählungen und Mythen
von Tod und Liebe, Leidenschaft und Leid.
Du bist der Halt, wenn jene Säulen wanken,
worauf die Selbstverständlichkeiten ruhn;
Wegweiser für die irrenden Gedanken,
der Mut, mehr als das Übliche zu tun.
Du bist der Anfang, der, wenn alles endet
und meine Seele sich mit Zweifeln plagt,
wenn nichts mehr Trost und Hoffnung spendet,
erneut zu hoffen und zu lieben wagt.
Du bist die Neugier, Wunder zu entdecken
erwartungsvoll gleich einem kleinen Kind,
das rings im Alltag und in allen Ecken
Geheimnisse entdeckt, wo keine sind.
Du bist der Quell, an dem ich niederkniee,
wenn mittags irgendwo am Wegesrand
ich in den Schatten dichter Bäume fliehe,
worüber sich ein blauer Himmel spannt.
Du bist das Haus, nach dem ich abends spähe,
wenn ich erschöpft vom Kampf des Tages bin
auf Suche nach Geborgenheit und Nähe.
Dann kehr ich heim, und ich weiß stets, wohin.
Silesio