Gedichte über Zorn (Seite 9)

Das Grauen hat einen Namen - KZ Theresienstadt

Der letzte Zug fuhr aus dem Depot,
Tausende Seelen an Bord.
Wo ist des Glückes Ort?
Die Fahrt ging nach Nirgendwo.

Der Himmel ist weit und so hoch –
niemand hört uns dort.
Der Zug rüttelt sich los.
Das gleißendere Sonnenlicht
fliesst uns auf das Gesicht.

Es stellt unsere Seelen bloss,
die Augen offen und groß.
Das Leben verwischt.
Wir fahren am Tage und auch auch nachts
unter der brennenden Sonne.

Es nimmt uns die Lebenswonne,
so gleich sind wir gemacht –
wie alle mit Glocken bedacht
dem Osten entgegen,
wir kommen.

Der Tod ist hier der einzige Kumpel,
der einzige Genosse.
Das Leben ist uns aus den Händen geflossen,
die Augen sind leer und dunkel –
und doch ein Erinnerungsflunkeln
an das Leben außerhalb der Gossen.

Das Leben schlägt uns doch alle
und viele verlieren die Hoffnung.
Der Zug macht uns stumm
und ertränkt uns in seiner Galle,
wie Fliegen sitzen wir in der Falle
irren nur durstig herum.

Der Kinder hier sterben so viele,
die Großmütter liegen herum
und auch die Väter und Mütter bleiben stumm,
zwischen den Schienen bleiben sie.

Viele leblose Leiber,
es gibt keinen Ort zum trauern –
nur Stacheldraht und endlose Mauern
und keine Hoffnung auf ein Morgen.

www.vachroi-variable.de

Ja, ich war ein Narr

Du sagtest, ich bin ein Narr sogar für mein Geschlecht
Ich muss wieder zugeben, du hast sowas von Recht
Ich war doch so ein Narr, weil ich verliebt in dich war
Du sagtest auch, ich werde bald dir hinterher weinen
Ja, das stimmt. Ich kann die Freudentränen nicht verneinen
Ich war doch so ein Narr, weil ich verliebt in dich war

Du sagtest, deine Liebe hält für alle Ewigkeit
Da ich weiß, du hast in allem Recht
Dachte ich nur, wie schnell vergeht doch die Zeit
Und finde es gar nicht mal so schlecht
Denn ich war so ein Narr, weil ich verliebt in dich war

Bauernweisheit

Ein Fliegentier vom Stamme Schmeiß
saß auf einem Teller Reis.
Der duftete nach Zimt und Zucker
mit Kirschkompott und ganz viel Butter.
Der Bauer, dem das Mahl gehörte,
sich an der Fliege ziemlich störte.
Drum schlug er mit der flachen Hand
auf des Tellers schmalen Rand,
dort wo das Tier soeben saß,
vorher entfleucht das dumme Aas.
Doch auch der Teller flog im Bogen
erst an die Wand, dann auf den Boden.
An der Tapete rann der Kleister,
genüsslich saugte dran das Schmeißtier.
Hungrig zwar, doch etwas schlauer,
merkte eines sich der Bauer:
Lebst du mit Fliegen auf dem Land,
benutz’ nur Teller ohne Rand.

(geschrieben am 07.07.2022)

Boykott: Fußball-WM 2022 in Katar

Bald ist sie da,
die Fußball-WM in Katar.
Was z. B. vorher war?
Keine Meinungs- und Pressefreiheit,
Menschenrechtsverletzungen, kein Mindestlohn.
Wieviel Menschenleben gingen davon?
Zum Ausgleich gab's Gefälligkeiten und Korruption.
Vieles schon brutal und schlimm,
nahmen wir es einfach hin.

Es meldete sich der WM-Botschafter
von Katar:
"Schwulsein sei ein "geistiger Schaden"."
Wer hat den? Das darf man wohl fragen!
Noch 'ne andere "Nettigkeit".
Frauen sind 'ne Süßigkeit.

Ich liebe WM's im Fußball,
da hab' ich 'nen Riesenknall.
Stecke im Dilemma: Was mach' ich nu'?
Bin verwirrt, bin befangen.
Wie wär's? Es ist WM und keiner schaut zu!
Damit wird ein großer Schritt gegangen.

Und die Moral der Geschicht'?
Bei FIFA und in Katar;
gibt's die nicht.

©Grünschön.
Kein Frosch, kein Grashüpfer, (r)auch kein Gras.

Platzverweis

Auf der Zeitfensterbank
lag das ellenbogenschonende
sanfte Ruhekissen,
von dem der Betrachter den Scannerblick
in das Treibgut des Mainstreams warf.
Angewidert schloß er das Fenster,
und das Ruhekissen fiel unsanft hinaus
ins Internet.

Heinrich Baumgarten

Gedichte über Zorn - Seite 9

Das Grauen hat einen Namen - KZ Theresienstadt

Ja, ich war ein Narr

Bauernweisheit

Boykott: Fußball-WM 2022 in Katar

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