Gedichte über Zeitgeist - Seite 105

Ihr kennt alle die krummen Sachen,
über die man sich kann totlachen.
Wenn es aber dein Chef fordert,
dann wird die Sache klar geordert.

Watt mutt, dat mutt

Wenn das Handy den Geist aufgibt,
das man sehr schätzte und hat geliebt,
dann muss doch flott ein Neues her,
sonst läuft hier gar nichts mehr.

Watt mutt, dat mutt

Gibt's im Frühling einen Modeschrei,
da sind doch die Meisten mit dabei.
Selbst wenn man's eigentlich nicht will
bestellen Viele neue Klamotten im April.

Watt mutt, dat mutt

Tragen alle in der Straße grüne Jacken,
denkst du doch, die haben ihre Macken.
Morgen wird’s für alle fast zur Pflicht,
kaufe Grüne, so warst du dein Gesicht.

Watt mutt, dat mutt


Ernestine Freifrau von Mollwitz


mageba

Das waren noch Zeiten II.

Als das Fräulein am Postschalter
dich beim Namen nannte,
der Metzger in seinem Laden noch geschickt
den Rinderbraten noch selbst spickt.
Man am Telefon noch mit dir sprach
statt: für Deutsch drücken sie Taste acht.
Als im Telefonbuch noch Nummer
und Namen zu finden waren.
Heute sind die Handynummern geheim.
Man wurde noch rot beim Wort "geil",
"cool" noch die Temperatur betraf,
«Wau» noch ein Hundelaut war.
Man das Boulevard-Blatt noch ohne
Englisch-Deutsch-Wörterbuch lesen konnte.
Nur im Militär brauchte man Passwörter,
wir benötigen die jeden Tag heute.

Die geneigte Leserin, der mögliche Leser
werden gebeten, in mein Fussstapfen zu treten
um dieses ‘Geschreibsel zu komplementieren.
Der Möglichkeiten gibt es noch viele.
Ich danke Ihnen:
H.Aemmerli

Wir könnten ja mal Socken stricken
Du besorgst graue und ich rote Wolle
Denke doch da wirst du nicht zicken
Nadeln besorge ich morgen bei Bolle

Wenn du darauf keinen Bock hast
Können wir auch gerne etwas spielen
Sicher ist das für dich weniger Last
Oder lieber zum Eierlikör schielen

Können sicher auch ins Kino gehen
würden Popcorn und Saft genießen
wieder mal einen neuen Film sehen
Lassen dort unsere Träume fließen

Klar könnten wir Dieses und Jenes
Wir müssten es nur wollen
Geht ja nicht immer nur Erhabenes
Wichtig ist dass wir uns mal trollen

Ernestine Freifrau von Mollwitz





mageba

*****
Raduga

Kennt ihr den noch ?

Man mußte ihn zu zweit ins Auto hiefen
wenn er nicht mehr ging,
er war sauschwer, 64 Kilo wog das Ding.
Das war eine richtige Plage.

Man schaffte ihn zur Reparatur, es dauerte mehrere Tage.
Dann hat man ihn mit einem Transportfahrzeug wiedergebracht,
ausgeladen zu zweit und das gute Stück war wieder funktionsbereit,
"bis auf ungewisse Zeit"

Unvorstellbar ist das heute für jeden,
doch in der ehemaligen DDR hing man an seinen Geräten.


Anmerkung: Viele Fernseher sind damals ausgebrannt,
deshalb hat man das Gerät auch Heimbombe genannt.