Gedichte über die Zeit (Seite 86)

Pflücke

Pflücke nicht den Mohn
Brich ihn nicht vor seiner Zeit
Die sich vorbereitet leis`
In weiser Selbstvergessenheit

Pflücke nicht den Mohn
Brich ihn nicht vor seiner Zeit
Lass ihn wiegen sich im Abendwind
Grüssen dich vom Himmelskind

Murmeltiertag

Es murmelt das Tier jeden Tag
Der Wecker erklingt wie ein Schlag
Schon wieder dasselbe wie gestern
Am Anfang bleibt nur ihm zu lästern

Doch später, da nutzt er die Zeit
Gestaltet sein Leben mal weit
Und Helfen wird ihm nun so wichtig
Den andren erscheint er jetzt richtig

Und Frauen versteht er nun gut
Er bringt ganz in Wallung ihr Blut
Am Ende wär’s gut, wenn wir wagen
Dem Fortgang ‘ne Zeit zu entsagen

© ANTOSCH

Drei Uhren

Drei Uhren

Drei hörbare Uhren im Hause zu haben,
Um mit der Zeit ein Schwätzchen zu halten,
Damit fliehen mir Grillen und Unbehagen
Und können so mein Gemüt nicht spalten.

Bei einer Uhr zieh' ich kein Schlagwerk auf,
Damit sie nicht aus dem Nachtschlaf uns weckt.
Sie befindet sich in immerwährendem Lauf,
Wodurch sie den träumenden Geist mir anregt.

Die Kuckucksuhr beschallt Küche und Gang,
Doch die Tür bleibt da meistens geschlossen,
Denn ich höre lieber den Operngesang –
Kuckucks Rufen wird distanzierter genossen.

Die Wohnzimmeruhr mit dem milden Klang
Grüßt mich zu halben und zu vollen Stunden.
Sie hält mich mit ihrem weicheren Gesang
Als Zeitsklave – und als ihren Kunden...

Drei Uhren erinnern mich so an die Tage,
Die mir noch in diesem Leben geschenkt
Und leiten mich hin zu der großen Frage:
Bin ich zeitnah nicht glückselig gelenkt?

©Hans Hartmut Karg
2020

*

Gedichte über die Zeit - Seite 86

Pflücke

Murmeltiertag

Drei Uhren

Vorfrühling

Kern