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Gedichte über Weisheit - Seite 4


Eine dogmatische Frage

Die Schlauheit eines Jesuiten
ist weitaus größer - unbestritten,
als jene and'rer Männerorden,
die uns als fromm bekannt geworden.
Die schlau'sten Köpfe aller Zeiten,
sind die, die fromm sind und nie freiten,
die für ein Dasein alles geben
in einem harten Klosterleben.
Den Franziskaner doch hingegen
würd' and're Lust viel mehr bewegen.
Der lebt für einen guten Tropfen,
dem Klosterbier aus Malz und Hopfen.
Da nimmt man es nicht so genau;
ist das nicht ebenfalls ganz schlau?
Trotz Philosophenstand, trotz Bier,
doch Beider Pflicht ist das Brevier.

Des Morgens, mittags und bei Nacht
wird an den lieben Gott gedacht.
Ein jeder Mönch ist dann allein
in seinem stillen Kämmerlein.
Auch betet er auf and're Arten,
zum Beispiel auch im Klostergarten
und denkt, er könnt' bei all den Psalmen
doch eine Zigarette qualmen.
Er grübelt, soll ich oder nicht,
verletz' ich damit meine Pflicht?
Würd' ich beim Beten mit dem Rauchen
wohl mein Gelöbnis gar missbrauchen?
Hätt' ich mich damit grob versündigt,
und ob der Orden mir dann kündigt?
Der Arme hat gar manche Nacht
die Zeit mit Grübeln zugebracht.
Durch Zufall oder Gottes Fügung
da trifft an eines Weges Biegung
der arme Franziskaner - Frater
auf einen Jesuitenpater.
Und schleunigst packt der arme Tropf
gleich die Gelegenheit beim Schopf,
geht mit dem schlauen Jesuit
des Weges noch ein Stückchen mit.
Der Jesuit bemerkt polemisch:
Die Frage sei sehr akademisch.
Das Beten sei zwar streng dogmatisch,
das Rauchen and'rerseits sympathisch.
Um beides logisch zu verbinden,
müsst' sich doch eine Lösung finden;
Das Resümee, ein guter Plan:
„Wir schreiben an den Vatikan!“
Gesagt, getan, gleich früh am Morgen
verfasste jeder seine Sorgen
auf seine Art, - so wie er kann
in einem Brief zum Vatikan.
Nun warten beide autonom
auf ihre Antwort dort aus Rom.

Die Spannung stieg fürwahr erheblich,
doch warteten sie nicht vergeblich.
In Franziskaner - Pater's Brief
da war die Antwort negativ.
Man schrieb ihm, Rauchen sei entartet;
was and'res hat er kaum erwartet.
Jedoch, dem schlauen Jesuit,
dem teilte man was and'res mit.
Da ging das Rauchen nicht zu weit,
denn beten könnt' man jederzeit.
Der Franziskaner - Mönch der klagte
dem Jesuit, was man ihm sagte
aus Rom - und hat es nicht geglaubt,
dass man dem Andern es erlaubt.
Der Jesuit zum "Braunen" sagt:
„Was hast du denn den Papst gefragt?"
"Ich fragte, ob ich bei den Psalmen
so dann und wann auch mal kann qualmen?"
Der Jesuit hat laut gelacht:
"Das hast du völlig falsch gemacht.
Ich fragte, ob ich dann und wann
beim Rauchen auch mal beten kann!"
Man sieht, im Falle eines Falles
ist die Rhetorik eben alles!
Der Franziskaner - Mönch war sauer,
denn Jesuiten sind halt schlauer!
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Der Tod und das Mädchen

Jeden Abend sprach der Tod vom Leben,
als würd´s für ihn nichts anderes geben.
Er redete vom Herzschlag und dem Atem,
den er zerstörte, mit seinen Taten.

Frustriert sühnte er das Leben nehmen
und schnitt sich selbst tief in die Venen.
Es tropfte erst, verfärbte rot,
doch half es nicht in seiner Not.

Denn morgens öffnete er wieder die Augen,
um weiter als Tod das Leben zu rauben.
So verbrachte der Kapuzenmann Tag um Tag
und wünschte sich selbst in seinen Sarg.

Ihm anfangs gesagt, hatte keiner so recht,
dass er weniger war, als jeder Knecht.
Nicht tot und doch weit weg vom Leben,
was konnt‘ es denn grausameres geben.

Abschlachten und Auslöschen, das musste er sie,
lange Zeit waren für ihn die Menschen wie Vieh.
Doch die letzten Jahre hatten ihn gewandelt,
früher hatte er aus Überzeugung gehandelt.

Dann kam dieses Mädchen, nur sieben Jahre,
täglich dachte er an ihre blonden Haare.
Sie war gesund, fröhlich, sang gut und gerne,
und dennoch schickte er sie in die Sterne.

Eine Kleinigkeit legte er in ihren Weg,
damals beim Weiher, auf dem Steg.
Sie stolperte, schrie und fiel ins Nass.
Als man sie fand, war sie blau und blass.

Seine Hinterhältigkeit konnte er nicht mehr verstehen,
als er das Mädchen beobachtete, beim Untergehen.
Verschwinden wollte er, verschollen bleiben,
und wie der Körper im Wasser treiben.

Ab diesem Tag hatte der Tod ein neues Spiel.
Bis abends durchhalten war das einzige Ziel.
Er kämpfte innerlich, um seine Arbeit zu tun.
Manche Seelen mussten schließlich ruh’n.

Denn bei manchen war seine Arbeit von Nöten,
einer musste die Kranken und Schwachen töten.
Doch dieses Kind, es blieb ihm im Kopf,
die blauen Augen, der blonde Zopf.

Wenn er schlief, dann träumte er über sie,
war er wach, war sie in seiner Fantasie.
Wie sich kein Mensch ihm entziehen vermochte,
war es das Mädchen, das ihm den Geist zerkochte.

Ihr Tod war freiwillig, das wusste er.
Es war sein Willen, das machte es schwer.
Sie starb, um nie gelebt zu haben,
das brachte den Tod zum Verzagen.

Er allein hätte sie verschonen können,
doch wollt‘ er ihr das Leben nicht gönnen.
Zu groß waren sein Hass und der Neid,
auf ihr Lachen und die Unbeschwertheit.

Gesehen und beschlossen, binnen Sekunden.
In ihr hatte er ein neues Opfer gefunden.
Was diese Tat jedoch mit ihm gemacht,
darüber hätte er sich früher totgelacht.

Er hatte Heere vollständig vernichtet,
den Nachwuchs ganzer Generationen gelichtet.
Mehr Tote als ein Lebender zählen kann.
Dann kam dieser verwunschene Gesang.

Gelegentlich summte er die Melodie,
der das Mädchen seine Stimme lieh.
Er hatte unzählige Schreie in seinen Gedanken,
aber ein dummes Lied brachte ihn ins Wanken.

Abends hatte er es wieder satt mit sich zu Hadern
und trieb abermals die Klinge in seine Adern.
Es tropfte und spritzte, mit jeder weiteren Wunde,
er stöhnte und hoffte auf seine letzte Stunde.

Doch nach der Nacht setzte seine Atmung wieder ein
und es brach ein neuer Tag voller Gewalt herein.
Vernichten, Ersticken, Massakrieren und Morden,
es bereitete ihm schon in den Morgenstunden Sorgen.

Doch was er auch tat, es war zum Schreien.
Er konnte sich nicht aus seiner Lage befreien.
Über die Jahre hatte er vieles versucht,
doch war sein eigenes Ableben wie verflucht.

Erhängt, verblutet, von der Klippe gesprungen,
sich einmal selbst erschossen, notgedrungen.
Doch nichts davon schien Wirkung zu haben,
nach nur einer Nacht blieben nicht einmal Narben.

Nur wegen eines Kindes fühlte er sich schlecht.
Dabei waren seine anderen Taten alle gerecht.
Doch dieses eine Mädchen, er wollte sie sehen,
um vor ihr zu knien und um Vergebung zu flehen.

Tagaus und tagein dachte er an die Kleine,
besonders wenn er in die Sterne starrte, alleine.
Dort suchte er nach einer Möglichkeit,
die ihn vielleicht von seiner Schuld befreit.

Doch unfähig sich selbst seine Tat zu verzeihen,
wollte in ihm ausschließlich Kummer gedeihen.
Er wähnte und grübelte eine lange Zeit…
…und irgendwann wurde dies seine Ewigkeit.
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