Sortieren nach:

Gedichte über Vergangenheit - Seite 93


Anzeige


Die Blechmilchkanne

Verbeult, gebraucht, oft demoliert
schlenkert sie an meiner Hand
losgeschickt mit ihr ausstaffiert
ging ich Bub aufs Bauernland

Entlang des Schotterweges & über Wiesen
Klapperte ihr Deckel blechern mit im Schritt
Mal rannte ich aus Furcht vor Kuh und Riesen
Der Deckel stürtzte! Eine weitere Delle so erlitt

Vorbei Geschafft am giftigen Hofhund dann
Beim Bauern in der offenen Milchstube
Das Einfüllen frischgemolkener Milch begann
Aus einer Riesenkanne schöpfte eifrig der Bube

Und wieder donnerte der Deckel zu Boden
Auf harten Fliesen schebberte es laut & vertraut
Im Stall muhte es, dazu schlichen 4 Pfoten
Hey! Verboten! Katzen ist die Milch nicht erlaubt!

Endlich voll und Deckel drauf! 2 DM in die Kasse
Jetzt ging es zurück, warm roch die Milch so toll!
Jedes schlenkern ein Balanceakt weißer Masse
Die Treppe runter - ohne Sturz - sonst gabs Groll

Dem Hund entkommen, bergauf die feuchte Wiese
Mist, die Blechkanne vertropfte weißen Rahm
Über den unrunden Deckelrand fliehte dieser
Im feinen Rinnsal die Kanne hinab er entkam

Von Insektenschwärmen attackiert & ausgesaugt
Erreichte ich endlich mein Ziel in der Küche
Die 'circa' 1,5 Liter Kuhmilch waren mir anvertraut
Mutter wartete schon, mit ihr Frühstücksgerüche

Die Mission war diesmal reibungslos gelungen
Das meiste Weiß kam heil & frisch zuhause an
Ok, die Milchkanne zählte zusätzliche Wunden
Neue Tapferkeitsmale sie so hinzu gewann

So ging das in den 70er mehrmals in der Woche
Selbst bei Schnee & Eis & Regen zog ich los
Als Dank schmeck ich heut noch diese Frische
Die weiße Rahmschnute auf der Oberlippe groß

© meteor 2024
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Ahnen

Geister unserer Vorfahren leben in uns
Flüstern von früheren Zeiten und Orten
In Traumnächten gewähren sie die Gunst
Öffnen den Zugang durch heimliche Pforten

Man findet nur, wenn man danach sucht
Im Reich der Ahnen wispern leise Stimmen
Ich blicke in uralte Gesichter ohne Furcht
Fühle mich seltsam wie einer von ihnen

Das bloße Auge sieht nicht, was ich suche
Die Weisheit eines Geistes aus der Urvorzeit
Blut meiner Vorfahren in mir längst verbuche
Der Beistand eines Weisen mich umtreibt

Ihn fragte ich, was ist unser aller Zweck?
Ich fragte ihn in einer Welt im Kopfstand
Wollte von ihm wissen, wohin führt mein Weg?
Und ob für mich ein Ausweg ist bekannt?

Sagt, worin liegen meine Stärken von euch vererbt?
Das Herz jedes Nachkommen Weisheit rettet
Bleibt mir denn eine Antwort von euch verwehrt?
Kann es denn sein, habt ihr mein Leben verwettet?

Sprecht jetzt zu mir, verehrte Geister so uralt
Ich stolpere, helft mir, mein Schicksal zu finden
Euer Blut in meinen Adern fließt nicht bitter kalt
In dieser Welt verbleibt ihr mit mir in mir drinnen

Weiht mich bitte in eure Geheimnisse ein
Nur was ich kenne, kann ich verwahren
Lasst in mir eure Hoffnung die meine sein
Die vor langer Zeit euch alle ließ uns bejahen

Eure Erinnerungen sollen mich leiten
Durch tägliche Entscheidungen und Konflikten
Mit den Erfahrungen aus allen gelebten Zeiten
Will Ratschläge und Ambitionen von euch erbitten

Seit meine Mentoren, die mich führen
Ich bin wie ich bin, weil ihr so gewesen seid
Lasst Euer Karma auch mich aufspüren
Teilt mit mir eure Visionen für meine Lebenszeit

So werde ich zum Glied unserer ewigen Kette
Vertrete unsere Existenz in dieser Präsenz
Erkenne mein Wesen, jede einzelne Facette
Spüre in mir meine wahre Essenz

© meteor 2024
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige