Gedichte zur Trennung - Seite 44

Der böse Wolf, wie sieht er aus?
Manchmal kommt er sogar zu Dir in’s Haus.
Im Schafspelz tritt er oftmals an,
damit sein „Gesicht“ man nicht erkennen kann.

Liebenswert, höflich nett und sehr manierlich,
krümmt Rücken er, verzieht Gesicht possierlich.
Zwei Gesichter hat er stets dabei,
täuschend ehrlich, offen, frank und frei.

Er hofiert begehrlich das Objekt,
das den Angriff gar nicht checkt.
Geschmeichelt von so viel Nettigkeit
ist voll Vertrauen es bereit

zu glauben was da vorgespielt
bis die rosarote Brille ganz gezielt
mitten auf der Nase sitzt
und keine Warnung vor der Dummheit schützt.

So tappt das Opfer in die Falle rein
weil vermittelt wurde „Glücklichsein“.
Vom Schaf im bösen Wolf so suggeriert,
das Opfer blind und beeinflusst reagiert.

So ahnungslos naiv und voll Vertrauen
hat der Wolf es in den Klauen –
bis, wie bei Rotkäppchen im dunklen Wald,
es endlich laut im Gehirne schallt …

ein Wolf ist’s und kein harmloses Schaf,
verschwinde ganz schnell und beende die Straf‘,
leb‘ nicht mehr länger in diesem Knast,
wo Du das Lachen verloren hast!

Bäume Dich auf und rette Dein Leben,
nutze die Chance, einen Neuanfang eben.
Sei vorsichtig, habe Mut und viel Kraft,
schon ganz andere Hürden hast Du geschafft.

07.07.2022GiselaDanisman

Italien, Toskana
und dies uralte Haus.
Hier fühl ich mich wohl,
hier schlaf ich gern aus.
Hier kann ich die
blauen Nächte genießen.
Seh ringsum im Garten,
den Thymian sprießen.
Aus Felsstein gemauert,
nicht immer im Lot.
Nun steht es Jahrzehnte
und war niemals in Not.
Erbauer, Besitzer,
sie kamen und gingen.
Beschützer, Bewahrer,
die alle dran hingen.
Arrivederci,
Ciao, altes Haus.
Gern war ich hier,
aber nun zieh ich aus.
Wohl wissend,
ich werd es bedauern.
Denn kaum ist man fort,
beginnt man zu trauern...


Günter van de Linde

Sommerabende sind warm und vertraut,
es kitzelt die letzte Sonne auf der Haut.
Doch heute fühlt sich anders an,
Schuld bist du daran.

Dieser Sommerabend ist kalt und einsam,
gestern noch da saßen wir gemeinsam;
im Rosengarten in deiner neuen Stadt,
als der erste Regen eingesetzt hat.

Alles ist jetzt irgendwie kalt,
mein Entschluss längst gefasst;
die Worte im Stillen eine schwere Last.
Ich spreche sie aus und alles kommt zum halt.

Keine langen Nächte am Telefn mehr,
keine Vorfreude auf wenn ich dich wiederseh'
keine Entscheidung war je so schwer;
doch vielleicht ist es besser wenn ich jetzt geh.

War es nun richtig oder war es das nicht?
Manchmal vernebelt Vermissen die Sicht.
Das Vermissen kommt und geht,
doch das was bleibt ist Einsamkeit.

Lisa Mann