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Gedichte zur Trennung - Seite 45


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Er glaubte zu lieben

Er glaubte zu lieben

Als sie sich das erste Mal wirklich sahen,
War es für ihn Liebe auf den ersten Blick.
Sie ließ ihn lange nicht richtig nahen,
Vielleicht hatte er auch zu wenig Geschick.

Doch er, der Mann, er ließ nicht locker,
War vernarrt in die spröde Schönheit:
Ob sie aufrecht stand oder auf einem Hocker,
Wenn er sie sah, verschwand all sein Leid.

Er selbst hatte viele Mitstudenten,
Mit denen er sich oft und gerne traf,
Um das Geistreiche tiefer anzuwenden,
Den er war arm und erzogen sehr brav.

Es ging ihm deshalb darum viel zu lernen
Und er nutzte dazu seine Studienzeit:
Wenn andere sich immer wieder entfernen,
War er zum Durchdringen und Lesen bereit.

Von daher schlug plötzlich die Liebe ein,
Als wär' er von einem Blitze getroffen:
Jetzt konnte er nicht mehr gefühlsfrei sein
Und musste sich alles von ihr erhoffen.

Spröde, wie sie war, ließ sie ihn zappeln,
Eigentlich wusste sie nicht, was sie wollte.
Davon konnte er sich nur mühsam berappeln,
Indem er sich weiterhin viele Bücher holte.

Schließlich gab sie doch nach, sie wurden ein Paar,
Doch gefühlsmäßig blieb alles in Schwebe:
War sie nicht so schön und er wunderbar,
Damit man die Liebe auch lebe?

Die Kinder kamen und der berufliche Erfolg,
Der Aufstieg hatte für BEIDE begonnen.
Sie entfernten sich von ablehnendem Volk
Und haben ihren Beruf ernst genommen.

Doch auch nach Glücksjahren spürte er mehr,
Das seine Zuneigung sie kaum noch erreichte:
Gewohnheit und Tagesablauf drückten zu sehr,
Dass Zärtlichkeit sie überhaupt noch erweichte.

Er spürte, dass sie nicht mehr glücklich war,
Keine seiner Hände mehr halten wollte:
Sie wurde ihm fremd, ward sonderbar,
Weil sie ihm keine Nähe mehr zollte.

Begann er zu essen, verließ sie den Raum,
Sie konnte ihn nicht mehr ertragen.
Immer stärker keimte bei ihr ein Jugendtraum,
Deshalb musste sie Neues wagen.

Der Mann sollte groß sein, drahtig und schlank
Dieses Bildnis hat sie immer in sich getragen
Und den fand sie doch noch Gottseidank,
Ihr Herz wusste ihm Liebes zu sagen.

Tatsächlich verliebte sie sich ganz neu,
Als ihr Mann glaubte, sie würde ihn noch lieben,
Während von ihr längst abfiel jegliche Scheu,
Denn die Leidenschaft folgte den Trieben.

Was soll das, was kann denn noch sein,
Wenn der Traum sprengt alle Lebensbande?
So blieb er zurück, im Alter traurig, allein,
Während sie sich dem Schlanken zuwandte.


©Hans Hartmut Karg
2022

*
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Ein teuflischer Plan

Ein teuflischer Plan

Jeden Morgen sah sie durchs Fenster die BEIDEN
Händchenhaltend den Berg hinabgehen,
Sah, wie sich ihre Augen an der Liebe weiden,
Sie musste auf ein seliges Lächeln sehen.

Da spürte sie bei dem Neugierschauen
Wie armselig ihre eigene Liebe doch war.
Darauf konnte sie schon lang nicht mehr bauen,
Alles erschien nun bei ihr selbst sonderbar.

Sie spürte bei sich und ihrem Mann Defizite,
Von daher wuchs Eifersucht auf die BEIDEN.
Und so überlegten sie ihre ersten Schritte,
Wie man die Liebenden konnte scheiden.

Hinzu kamen zur Eifersucht Missgunst und Neid,
Die Liebenden hatten ja auch noch viel Geld
Und ihre Kinder, die brachten es sehr weit,
Waren beruflich und familiär nicht angezählt.

Das trieb noch viel mehr die Eifersucht,
Weil die Schauenden auf geifernde Stimmen hörten.
So kam Destruktion in die Sinne mit Wucht:
Sie besprachen, wie sie früher Liebe zerstörten.

Allein das wollte zunächst nicht gelingen –
Auch nicht mit Gerüchten und Böswilligkeiten,
Von denen sie wussten hämisch Lieder zu singen,
Doch war damit dem Glück kein End' zu bereiten.

So heuerten sie den jungen Freund des Mannes an,
Der unverheiratet und tatsächlich sehr schön.
Der sollte als Beau, weil er solches ja kann
Für sie nun zum Trennungsgriff übergeh'n.

Es lockte schließlich das Judasgeld,
So war ihr Kumpan gerne einverstanden
Mit allem, wie man die Trennung wählt
Und wie man Liebe bringt damit abhanden.

Wenn die Liebende mit dem Fahrrad fährt,
Am Morgen, allein zum Discounter hin,
Kreuzt er auf und sagt, dass er sie begehrt –
Kein wortreiches Lächeln verfehlt so den Sinn!

Mit gepflegter Schönheit und vielen Komplimenten
Hofiert er die Dame, weil er eben auch spendet:
Kaffee, Blumen und Kuchen, so kann er ihr senden
Gespielte Zuwendung, damit das Blatt sich wendet.

Und sie, sie ist erst einmal verwirrt,
Doch sieht sie auch Schlankheit und Jugend,
Bis er sie schließlich zum Bette verführt,
Ihre Ehelieb' vergessen, auch Treue und Tugend.

Und der Verlassene? Der leidet daran schwer,
Wo die Eifersüchtigen jetzt triumphieren.
Die Zerstörungsgelüste fanden Gehör,
So konnten den Teufelsplan sie ausführen.

Das sah er nicht, denn die Liebe ahnt nichts
Von allen Intrigen, die sich unterschwellig weiten.
So musste der verbitterte Ehemann angesichts
Des Teuflischen dulden, was unter Tränen zu erleiden.

Wo ein teuflischer Plan voll ausgebrochen
Steht der Verlassene voller Gram in der Welt.
Für ihn ist alles Heilige zerbrochen,
Wo grau die Bosheit ihr Feld bestellt.


©Hans Hartmut Karg
2022

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