Gedichte über Trauer - Seite 59

Für K. zum Gedenken

Du hattest ein Ziel
du wolltest noch
die ersten Rosen blühen sehen
es fehlte nicht viel
doch es ist anders geschehen
du solltest vorher gehen
uns zum Zeichen
dass wir mit unserem Willen
nicht alles erreichen
denn das Leben stellt die Weichen
es wird uns lenken
und reich beschenken
mit Rosen
und Liebe ohnegleichen -
wenn wir es zulassen

DANKE

© Ingrid Spiller 2016

Erst kommt Liebesentzug,
dann Heuchelei und Niedertracht.
Wer hat dir die Teufelei nur beigebracht!

Zug um Zug,
gut verpackt mit Bedacht,
startest du deinen Rachefeldzug.

Mal Grübelei
dann Spöttelei,
dann Gefühlsduselei,
dann Nörgelei.

Mal Schmeichelei
dann Frömmelei,
dann Stichelei.
Fehlt nur noch die Prügelei...

Entspannt und freudig dein Gesichtszug,
gekonnt jeder Schachzug.
Kapituliere, trete an den Rückzug!

Traurigkeit hat seinen Preis,
man stirbt in Einsamkeit.
Warum legst du mir heute Blumen auf mein Grab,
wo warst du, als ich starb?

Ich saß jahrelang im Altersheim,
war mit meiner Sehnsucht nach dir allein.
Und ich habe gewartet, auf dich mein Kind,
gebetet, du kommst geschwind.

Ich weiß ja, mit alten Menschen hat man seine Plag
und das Tag für Tag.
Habe schon so viel vergessen, doch dich mein Kind,
ich blind, unter tausende von Kindern find.

Ich wollte noch so viel fragen, dir sagen,
wie lieb ich dich hab, wie stolz ich auf dich bin.
Auch wenn wir uns so lange nicht gesehen,
wir werden uns im Stillen, im Gebet verstehen:

Denn ich bin deine Mutter!