Sortieren nach:

Gedichte über Trauer - Seite 25


Anzeige


Beste Freundin

Hast dein Ziel erreicht,
für dich ist es leicht; doch jetzt,
da du nicht mehr lebst, da du tot bist,
da dein heller Geist deinen Körper verließ,
einfach so, weiß ich nun nicht, wohin, wer ich bin;
ohne dich nicht mehr froh, versteh’ nicht, wieso; weiß
nicht, was tun; was wird aus mir nun; niemals mehr frohe
Blicke tauschen, deiner Stimme lauschen - sie war so wie du,
zerbrechlich und zart, gar nicht hart; ich hörte dir liebend gern zu;
niemals mehr deine Hand berühren, übers Haar dir streichen, Rührung
spüren, mit dir flüstern, kichern und schmökern - in ähnlichen Büchern
und manchmal auch streiten um Kleinigkeiten; niemals mehr mit dir um
Wahrheiten ringen, im Duett auch singen, dich beim Arbeiten stören,
ew’ge Treue sich schwören, klagen und barmen und sich umarmen;
ohne dich bin ich nun, da du tot bist, unsagbar allein; wie es war,
wird es niemals mehr sein; bin ohne dich - nicht mehr ich,
und mir wird kalt - sein für lange Zeit; bin nicht zu ver-
gessen bereit; da du nun fort bist, werd' ich bald alt
sein; find’ keinen Schlummer, rufe dich an,
die vertraute Nummer, und ich lausche
dem Klang deiner Stimme Gesang, fühle
Glück, und ich höre dich sagen, bin nicht
zu Hause, hinterlass’ eine Botschaft - ich
rufe zurück; dann die Pause; und ich sage ganz
leise auf meine Weise, wo bist du nur; doch von dir
keine Spur; bin in Not, klingt so hart, dieses tot; wer hält
mir die Hand, wenn ich weine; ich bin so unsagbar alleine;
werde es nie verstehen; warum musstest du vor mir gehen;
Stille ist einkehrt, Herz und Seele versehrt, bist auf Reisen
gegangen in ein fremdes Land, weit entfernt und mir un-
bekannt; konnte dich nicht begleiten, muss es nun
einsam erleiden; doch ich sag’ mir zum Trost –
für dich ist’s jetzt leicht, denn du hast
das Ziel vor mir erreicht.

©M.M.
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige