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Gedichte über Träume - Seite 251


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Lichttaucherin

Unvermutet stand sie
im schwingenden Licht
nicht ahnend dass in dieser Quelle
unzählige kleiner funkelnder Wesen
schwammen

als sie ihre Hand
staunend ausstreckte
flog etwas hinein
sie blickte in die Augen
eines winzigen Lichtengels

er flog ihr auf die Schulter
kletterte bis zu ihrem Ohr
und spuckte mit aller Kraft
in ihre Muschel
wie Funkelregen brausten
Engelsrotz und Atem

wie eine Rakete

zunächst durch das Trommelfell
ins Mittelohr - Hammer - Amboss und Steigbügel
sirrten in tausendfacher
Geschwindigkeit

das Geschoss jagte in Sturmwellen
ungebremst auf das ovale Fenster zu
pulsierte gebieterisch in die Schnecke
geisterte Himmelsbeben
in das Labyrinth

Lichtblitze breiteten sich aus
ließen Töne gleißend klar
schmerzend laut emporsteigen
sangen sich bis in ihre
letzte unentdeckte Seelenwindung

Schwindel erfasste alle
bis dahin unbekannten Ängste
schleuderte sie den Weltraum hinauf
wieder hinunter - sie fielen
wie auf einer riesigen Rutsche
mit unzähligen Kurven
landeten schließlich
im Rauschen ihrer Blutbäche
die wie Springbrunnen
immer und immer wieder
eine vertraute Melodie spielten

dann wurde es ruhig
das Schweigen wärmte
schaukelte sie ein wenig
als ob alles um sie herum
in Schnee gehüllt wäre
sie auf einem Flockenschiff
leise wiegend durch eine
dämmrige Winterlandschaft führe

als sie erwachte
dachte sie natürlich - dass sie
geträumt hätte- aber von diesem Traume an
konnte sie an keiner gespiegelten Lichtquelle
vorbeigehen - auch nicht an dem Mond
der wehende Glanzfäden
in einem murmelnden Bach verlor
ohne dass sie ihre Kleider
ablegte und hineinsprang - in das Hell

dort traf sie die anderen
die wie sie in diesen Quellen
winzig klein wurden
und helle Silberflügel bekamen;
sie schwammen und tauchten
sie sangen und lachten
das Licht sprudelte in ihren Herzen
und eine Liebe beschützte sie

stets brachte sie etwas mit
aus dieser Lichtwelt
meistens eine schlafende
Muschel mit winzigen Flügeln
deren Herzschlag leise pochend
durch die hauchfeine Pastellschale
zu sehen war - sie legte sie liebevoll
in ihren Steingarten
wo sie - wie schon die anderen
zwischen Blaufluss und Türkis
Mondstein und Amethyst
unter den taubenetzten Frauenschuh
gelegt wurde

„Lichttaucherin„
hörte sie die Blätter rascheln
gesprenkelt von ihrem Glanz
und dem lichten Wind.


C. Mara Krovecs / Zaubersee/ Regenlibelle/ zwischenwelt /2003

... ich drehte mich um und ging; mein Mund hatte die Trauerweide entflammt ...
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