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Gedichte über Tiere - Seite 55


Veräppelt

Weil Poeten sich nicht lange zieren,
wollte auch ich endlich promovieren.
Um nicht zu den Plagiatoren zu zählen,
sollte ich ein fäkales Thema wählen.

Ich sollte eine Abhandlung schreiben,
wo in Europa die Pferdeäppel bleiben.
Erst habe ich laut wiehernd geflucht,
dann eine Dienstfahrt nach Wien gebucht.

Wien, die Stadt der Droschkenpferde
und in der Hofburg der dressierten Herde.
Dort habe ich neugierig gleich nachgehakt
und die Wiener Droschkenkutscher befragt.

Sie alle sich bei einer Meinung befanden,
doch leider habe ich sie nicht verstanden.
Da konnte ich auch billig zu Hause bleiben
und hier teure Nachforschungen betreiben.

Meine Nachbarin nimmt sie voller Stolz
im Winter als Ersatz für das trockene Holz.
Sie meint deren Heizwert sei enorm
und es stapelt sich gut bei ihrer Form.

Und vor allem sind die Äppel für sie
eine stets erneuerbare Energie.
Sie selber wohnt schon in Hoppegarten,
wo nicht nur die edelsten Äppel warten.

Beim Rennen setzt sie nur auf die Letzten,
die beim Einlauf nicht mehr so wetzten.
Sie konnten auch den Sieg nicht packen,
weil sie in der Zielgerade erst kräftig k…

Ich würde dafür lieber eine Kanone gießen
und sie donnernd in das Weltall schießen.
Wenn dann die grünen Männchen kriechen,
kann es stark nach Ammoniak riechen.

Ammoniak haben die Großmütter genutzt
und damit die kleinen Fenster geputzt.
Entfettet man jetzt Eisenteile, verzinkt,
nimmt man Salmiakgeist, der stinkt.

Doch genauso macht es sich bezahlt,
die Pferdeäppel wie Sand gestrahlt.
Man stopft sie häufig in Reha-Matratzen
und prüft den Haarwuchs auf den Glatzen.

In Oberstdorf man jetzt begann
mit dem Bau der Sommeräppelbahn.
Mit Lehm vermischt, geweicht, gedampft
wird ein Energiesparhaus schnell gestampft.

Im Winter es als Streusalz geht,
im Frühjahr es der Wind verweht.
Damit in Stuttgart keiner wartend friert,
wird der künftige Bahnhof damit isoliert.

Und da ich gerade beim Tunnel bin,
auch Banken haben dieses Mittel im Sinn.
Die Professoren ließen mich beweisen,
und lobten meine Auslandsreisen.

Dadurch wird in Europa bekannt,
was die Wissenschaft nimmt in die Hand.
Und vieles, egal ob es gelingt,
manchmal auch mächtig zum Himmel stinkt.

„Die Arbeit ist zwar fäkal und rabiat,
aber wenigstens kein neues Plagiat.
Man soll die Äppel vom Pferd ehren,
drum düngen wir damit die Erdbeeren.“

17.10.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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